Der Versorger E.on Hanse hat ein europaweites Pilotprojekt für die Siedlung Karlshöhe im Hamburger Stadtteil Bramfeld angekündigt.

Hamburg. Die Hamburger Siedlung Karlshöhe in Bramfeld war schon einmal ein Modellprojekt. Damals, in den 1990er-Jahren, als der damalige Gasversorger HeinGas Häuser im Viertel erstmals großflächig mit Solarkollektoren bestückte. Seither wird dort Wärme via Sonnenkraft erzeugt. Seit dem Jahr 2003 gehört HeinGas zu E.on Hanse. Und nun, 20 Jahre nach der Solaroffensive, soll die Siedlung wieder Geschichte schreiben.

Der Versorger E.on Hanse will in der Karlshöhe testen, wie sich überschüssige Wärme, die bei der Umwandlung von Sonnenenergie und aus der Kraft-Wärme-Kopplung entsteht, in großem Maß speichern lässt. Bislang kann dies zwar schon jeder Erzeuger, indem er die Wärme in einen Pufferspeicher, etwa einen Wasserkessel, leitet und bei Bedarf das erhitzte Wasser zum Aufwärmen der Wohnung nutzt. Doch dieses System funktioniert nur an kalten Tagen, wenn die Wärme schnell abgerufen wird. Im Sommer verpufft dagegen die Heizwärme mangels sofortiger Nachfrage.

"Wir wollen nicht verbrauchte Wärme von Anlagen der Solarthermie künftig in unser Wärmenetz in Hamburg einspeisen", sagt Jörg Lampe, Geschäftsführer von E.on Hanse Wärme, dem Abendblatt. Dabei handele es sich um ein europaweit einmaliges Projekt, in das der Versorger sieben Millionen Euro investiert. Weiteres Geld gibt das Bundesumweltministerium.

"In der Siedlung Karlshöhe haben wir einen riesigen unterirdischen Speicher mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 4000 Kubikmetern, in den wir die Wärme einleiten und anschließend in unser Wärmenetz einspeisen können", sagt Lampe. Nicht nur den Hausbesitzern der Karlshöhe mit zusammen rund 3000 Quadratmeter Dachfläche soll das neue Angebot offeriert werden. Allen Besitzern solarthermischer Anlagen in der Hansestadt mit mindestens 100 Quadratmeter Kollektorfläche, die an das 484 Kilometer lange Wärmenetz des Versorgers angeschlossen sind, steht das Projekt offen. "Der Einspeiser bleibt im Besitz der Wärme, wir stellen nur unser Netz und den Speicher gegen ein Systementgelt zur Verfügung", sagt Lampe.

Bei Heizbedarf könne der Betreiber einer Solarthermieanlage die zuvor eingespeiste Wärme wieder abrufen. Auch überschüssige Wärme aus Blockheizkraftwerken im Netzgebiet, also zum Beispiel von der Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld oder Abwärme aus der Industrie sollen künftig gespeichert werden können.

Neben diesem Vorhaben plant das Unternehmen den Bau von insgesamt 360 Blockheizkraftwerken in Nord- und Ostdeutschland, etwa die Hälfte davon soll in Hamburg errichtet werden. Das Investitionsvolumen dafür liegt bei 23 Millionen Euro. Bei einem Großteil handelt es sich um Kleinanlagen für Mehrfamilienhäuser. Rund 70 000 Megawatt Strom werden alle neuen Anlagen zusammen erzeugen. "Damit können wir 20 000 Haushalte versorgen", sagt Lampe.

Die entstehende Wärme werde direkt vor Ort genutzt. Bereits heute betreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben 160 Blockheizkraftwerke in der Region. Sie sind größer als die geplanten Neubauten und können insgesamt 70 000 Haushalte versorgen. "Damit werden gegenüber den großen Kohlekraftwerken 60 000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart", sagt Lampe.

Immer häufiger setzt E.on Hanse bei seinen dezentralen Kraftwerken auf Biogas. Auch ins konventionelle Gasnetz will das Unternehmen laut Udo Bottländer, Vorstand von E.on Hanse, mehr regenerativ erzeugtes Gas einspeisen. Partner ist unter anderen Hamburg Energie. Das städtische Unternehmen betreibt auf dem Köhlbrandhöft in Hamburg Deutschlands erste Anlage, in der Klärschlamm in Gas umgewandelt wird. E.on Hanse hat die entsprechende Anlage für den Netzanschluss gebaut. Bis Ende des laufenden Jahres will der Versorger in diesem Bereich weitere 20 Millionen Euro in Nord- und Ostdeutschland investieren. Damit soll erreicht werden, dass rund 1700 Kubikmeter Biogas pro Stunde zusätzlich ins Gasnetz des Unternehmens gelangen. "Damit können wir jährlich weit über 8000 Haushalte mit Biogas versorgen", sagt E.on-Hanse-Vorstand Bottländer.