Eine Glosse von Silvia Stammer

Frühmorgens geht das Gezeter los. Tschilp, tschilp. TSCHILP. Waren Amsel, Drossel, Fink und Star immer schon so laut bei der Familien-Gründung oder ist Hyperaktivität auch ein Problem in Nestern? In Hamburgs Hecken und Bäumen wird derzeit kräftig gebrütet. Der Mensch und Tierfreund zieht sich entnervt das Kopfkissen über die Ohren und versucht sich den gestörten Schlaf schönzudenken: Es ist ja für die gute Sache. Gartenrotschwanz, Gelbspötter und Bluthänfling sitzen ja schließlich eindeutig auf dem absteigenden Ast.

Apropos: Gerade in niedrigen Lagen müssen die schnellen Brüter mit Boden-Luft-Angriffen rechnen. Der Feind lauert auf dem Cat Walk. Das hat auch - kein Witz - Abendblatt-Leserin Hannelore Vogel erkannt: "Besonders jetzt sind viele Jungtiere durch herumstreunende Katzen gefährdet." Beigefügt war ein Lichtbild einer Mini-Meise, die sich in einen Maurerkübel geflüchtet hatte. Das Leben, ein Drama.

Sollten sich Katzenbesitzer an dieser Stelle desinteressiert abwenden, sind sie auf der falschen Fährte. Zwischen 15. März und 15. August dürfen Katzen nicht "unbeaufsichtigt" draußen herumlaufen. Dies ist aus Sorge um die Vogelbrut seit 1836 in der Hamburger Naturschutzverordnung geregelt. Grundstückseigentümer dürfen frei laufende Stubentiger fangen, "verwahren" und der Behörde ausliefern. Meldet sich kein Halter, darf das Tier nach drei Tagen getötet werden. Und das bloß wegen einiger Piepmätze. Die Zeit scheint reif für einen Leinenzwang für Katzen.