Anlässlich der Europäischen Meisterschaften stellt der Landesverband sein neues Konzept für Gesundheitsmanagement vor.

Hamburg. MIttwochabend wird Sportsenator Michael Neumann (SPD) in Halle A1 der Hamburg Messe die 18. European Company Sports Games, die europäischen Betriebssportmeisterschaften, eröffnen. Rund 7000 Aktive aus 23 Nationen haben sich gemeldet. Sie werden an 41 Wettkampfstätten über ganz Hamburg verteilt bis zum Sonntagnachmittag in 23 Sportarten mehr als 300 Sieger ermitteln.

Beim Hamburger Betriebssportverband (BSV) allerdings soll das Gewinnen künftig nicht mehr im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen. Bewegung heißt das Ziel der Zukunft, und die verstärkt in die Unternehmen zu bringen bemüht sich der BSV nun mit einem neuen Konzept. "Betriebssport", sagt Vizepräsident Bernd Meyer, 62, "war bislang in erster Linie Wettkampfsport. Künftig soll aber das betriebliche Gesundheitsmanagement im Vordergrund stehen. Das deckt sich mit den Interessen der Firmen am Betriebssport. Sie wollen, dass ihre Mitarbeiter, vor allem die älteren, gesund und leistungsfähig bleiben." Dieses Leitthema wird am 23. und 24. Juni in den Messehallen auch den Fachkongress "Betriebliche Zukunft in Motion" beschäftigen, der wie die kontinentalen Meisterschaften von E.on Hanse als Hauptsponsor unterstützt wird. Die Erfahrungen aus Hamburger Unternehmen zeigen: Sind die Mitarbeiter sportlich regelmäßig aktiv, sinkt der Krankenstand. 19 Fehltage jährlich sind es nach Berechnungen der Techniker Krankenkasse bei den über 55 Jahre alten Arbeitnehmern, Mitglieder der Betriebssportgruppen fallen dagegen deutlich weniger aufgrund von Krankheiten, vor allem chronischen, aus. "Wer nachhaltig in die Gesundheit investiert, spart Kosten, gerade in Anbetracht verlängerter Lebensarbeitszeiten", sagt der Hamburger Präventivmediziner Heinz Martens. "Nach meinen Erfahrungen und wissenschaftlichen Untersuchungen zahlt sich jeder investierte Euro in diesem Bereich mindestens um das Zweifache aus, manchmal sogar bis zum Neunfachen."

Bernd Meyer hat in den vergangenen drei Jahren versucht, den Betriebssportverband für die Ideen des Gesundheitssports und der Prävention zu öffnen. Der BSV, dessen Geschäftsstelle, Tennisplätze und Sportanlagen sich an der Wendenstraße in der Nähe des Berliner Tors befinden, stagnierte in seiner Entwicklung. Rund 60 000 Mitglieder in 24 Sportarten aus 460 Unternehmen, darunter etwa 100 des öffentlichen Dienstes, machen fast schon seit Jahrzehnten den Bestand aus. Jetzt will sich der Verband als eine Art Holding, als Netzwerk des Hamburger Sports neu erfinden. "Wir möchten uns als Agentur verstehen, die jedem bislang unorganisierten Sportinteressierten das passende Sportangebot vermittelt, sei es in einer Betriebssportgruppe oder in einem Sportverein", sagt Initiator Meyer.

Das neue Motto: Sport für alle. Für fünf Euro monatliche Gebühr, für die der Sporttreibende zudem einen Versicherungsschutz erhält, weist ihm der BSV das gewünschte qualitativ hochwertige Betätigungsfeld in der Nähe seiner Wohnung oder Firma zu - falls die eigene Firma nicht selbst eine Betriebssportgruppe unterhält. Das Angebot vor Ort muss zwar ebenfalls bezahlt werden, doch wird dort nur die Kursgebühr fällig, Aufnahmegebühr und Mitgliedsbeitrag sind nicht zu entrichten. Das rechnet sich erst einmal. Hinzu kommt: An den Kosten vieler Gesundheits- und Vorsorgekurse beteiligen sich die Krankenkassen mit Zuschüssen von bis zu 75 Prozent.

Die Betriebssportler haben inzwischen erste Kooperationsvereinbarungen mit Vereinen wie kommerziellen Einrichtungen geschlossen. Das lohnt sich auch für die Anbieter. Sie füllen ihre Kurse mit zusätzlichen Teilnehmern auf, ihnen steht dadurch mehr Geld für Trainer und Geräte zur Verfügung, und die Hoffnung bleibt, dass der eine oder andere irgendwann den Weg in den Verein findet. Die Resonanz auf dieses Konzept, räumt Meyer ein, sei "ausbaufähig". Die Idee müsse bekannter gemacht werden, die Werbung über die Hamburger Volksbühne und die Handwerkskammer ist angelaufen.