Hamburg hat laut einer Studie gegenüber anderen Großstädten die Nase vorn. Höchstes Pro-Kopf-Einkommen und stabiler Branchenmix.

Hamburg. Die Hansestadt wird sich in den kommenden Jahren besser entwickeln als andere Großstädte. "Unter den deutschen Millionenstädten weist Hamburg die höchste Produktivität und ein dynamisches Wachstum auf breiter Basis aus", präsentierte Stephan Schüller, Sprecher der Gesellschafter des Bankhauses Lampe, gestern das Ergebnis einer aktuellen Studie des Instituts. Wachstumstreiber sei unter anderem das im Verhältnis zu anderen wirtschaftsstarken Metropolen wie Frankfurt oder München höchste Pro-Kopf-Einkommen der Hamburger.

Auch ein stabiler Branchenmix mit Branchen wie Luftfahrt und Hafen sowie wachstumsstarke Zukunftsbereiche wie erneuerbare Energien, Gesundheitswirtschaft (Lifescience), Medien oder Informationstechnologie sorgten für Erfolge. Allein für den Lifescience-Bereich erwarten die Analysten von Lampe weltweit ein jährliches Wachstum von sieben Prozent.

Weitere positive Standortfaktoren seien der hohe Umwelt- und Freizeitwert. "Gerade Hochqualifizierte können im Werben um die besten Talente nur an Standorte mit hoher Lebensqualität gebunden werden." Im weltweiten Vergleich mit 231 Städten belege die Hansestadt mit Platz 23 einen guten Rang - vor Metropolen wie Oslo, Dublin, Calgary oder Singapur.

Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sieht sich durch die Lampe-Studie darin bestätigt, dass Hamburg mit seiner Wirtschaftspolitik richtig liegt. "Wir wollen uns jetzt aber nicht zurücklehnen, sondern noch besser werden." Mit der Clusterpolitik, also dem Aufbau von Netzwerken in Schwerpunktbranchen wie erneuerbare Energien oder Luftfahrt, "sind wir bestens aufgestellt", so Horch.

Silvia Stiller, Forschungsleiterin beim HamburgischenWeltWirtschaftsInstitut (HWWI), hingegen hat jüngst die Stadt bei einer bundesweiten Studie zur Zukunftsfähigkeit nur auf Rang sieben von 30 verwiesen. Ein Grund sei, dass es Hamburg doch noch nicht so gut gelinge, hochqualifizierte Beschäftigte an sich zu binden. Speziell an ausländischen Talenten mangele es. "Gegenüber Düsseldorf oder Bonn ist die Stadt - schon allein wegen der Erreichbarkeit - weniger international."

Ein kritischer Punkt ist laut der Studie die Arbeitslosenrate, die leicht über dem Bundesdurchschnitt liegt. In der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen lande Hamburg in puncto Vermittlung nur auf Platz drei. Ein Grund sei eine hohe Zahl von Schulabbrechern in der Vergangenheit. "Hier engagiert sich die Politik der Stadt jedoch stark und kann seit 2005 auch kontinuierlich sinkende Abbrecherquoten aufweisen", so die Autoren, die auch in der akademischen Bildung Schwachstellen entdecken. "Hamburg verfügt über 19 staatlich anerkannte Hochschulen, konnte sich aber bislang mit keiner im Rahmen der Exzellenzinitiative der Bundesregierung profilieren. Drohende Kürzungen könnten langfristig die Attraktivität des Wissenschaftsstandorts beeinträchtigen", warnen die Experten.

"Mit dem Hafen, der Logistik und der Luftfahrt hat Hamburg zwar Branchen mit viel Zukunft. Aber im Bereich der Hochtechnologie und in der Spitzenforschung liegen andere Regionen Deutschlands vor Hamburg", sagt HWWI-Konjunkturchef Michael Bräuninger. In der Lampe-Studie überwiegt die wirtschaftliche Stärke der Stadt. "Hamburg wird seine Bedeutung als Standort in Norddeutschland mit internationaler Signifikanz ausbauen können", heißt es. Voraussetzung sei, dass die Stadt "in die Hochschulbildung investiert und den Hafen durch die Elbvertiefung konkurrenzfähig hält".