Nach Untreuevorwürfen akzeptiert der langjährige Geschäftsführer Ulf Kalkmann seine Kündigung. Staatsanwalt ermittelt weiter.

Hamburg. Es war ein bitterer Tag für Ulf Kalkmann. Sichtlich angefasst und ungewohnt wortkarg erschien der ehemalige Geschäftsführer der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels (FHE) gestern vor dem Hamburger Arbeitsgericht, um sich gegen seine fristlose Kündigung und den Vorwurf der Untreue und des Abrechnungsbetrugs zu wehren.

Doch der Mann, der 34 Jahre lang das Gesicht des Einzelhandels in der Stadt war, konnte sich mit der Klage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber allenfalls zum Teil durchsetzen. Am Ende der rund einstündigen Verhandlung stand ein Vergleich: Kalkmann akzeptiert eine betriebliche Kündigung zum 30. Juni dieses Jahres und legt auch die Ämter in drei weiteren Einzelhandelsverbänden der Stadt nieder. Im Gegenzug verzichten die Fachverbände auf eine Forderung von 15 850 Euro, um die der Ex-Geschäftsführer seinen Arbeitgeber durch den angeblichen Abrechnungsbetrug gebracht haben soll. Zudem halten sie die Vorwürfe gegen den ehemaligen Geschäftsführer für die Zukunft nicht länger aufrecht.

Kalkmann war Ende Februar dieses Jahres überraschend aus dem Einzelhandelsverband ausgeschieden, aus "gesundheitlichen Gründen" wie es zunächst in einer offiziellen Erklärung hieß. Erst in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass ihn der Verband wegen der Betrugs- und Untreuevorwürfe quasi vor die Tür gesetzt hatte.

Laut dem heutigen Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Linnekogel soll Kalkmann unter anderem versucht haben, über eine Tochterfirma des Verbands rund 2700 Euro für eine Seminartätigkeit einzustreichen, die tatsächlich aber zu seinen normalen Aufgaben gezählt habe. In den Jahren 2001 und 2002 soll er nach Verbandsangaben zudem "frei erfundene Rechnungen" in Höhe von mehreren Tausend Euro zu seinen Gunsten ausgestellt haben.

Aus Kalkmanns Sicht handelte es sich bei den Zahlungen hingegen um ihm zustehende Tantiemen und Erfolgshonorare. Er sieht sich als Opfer einer "überaus degoutanten Mobbing-Intrige", wie er zu Protokoll gab.

Richter Peter Stein drängte beide Parteien früh zu einem Vergleich. Mit den strafrechtlich relevanten Betrugs- und Untreuevorwürfen beschäftigte sich das Gericht allerdings nicht. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt derzeit in einem getrennten Verfahren gegen Kalkmann. Ob Anklage gegen ihn erhoben wird, steht noch nicht fest.

FHE-Geschäftsführer Wolfgang Linnekogel machte nach der Verhandlung deutlich, dass der Verband vor allem aus prozesstaktischen Gründen auf seine noch ausstehenden Forderungen verzichtet habe. "Das Verfahren hätte sich sonst über Jahre hinziehen können." Er werde aber jederzeit als Zeuge zur Verfügung stehen, falls ihn die Staatsanwaltschaft wegen der Untreuevorwürfe befragen wolle.

Kalkmann kämpfte nach dem Vergleich mit den Tränen. "Ich hätte gern für den Verband weitergearbeitet", sagte der 62-Jährige. "Ich bin mir nach wie vor keiner Schuld bewusst."