Notruf am Morgen: Mit einem spektakulären Manöver hilft die Besatzung der “MSC Livorno“ vor Vietnam der Crew eines in Seenot geratenen Kutters.

Hamburg. 366 Meter lang und Platz für 14 000 Container: Die "MSC Livorno" der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen gilt als größtes Containerschiff der Welt - und damit als schwierig zu manövrieren. Und doch ist der Mannschaft nun vor der Küste Vietnams gelungen, die Crew eines kleinen Fischkutters aus Seenot zu retten.

Es war gegen 9 Uhr, als Kapitän Peter Grumbt den Notruf empfing. Den Fischern war beim Frühstück die Herd-Gasflasche explodiert, vier Männer erlitten schwere Verbrennungen. Der 48-jährige Grumbt war nur 40 Kilometer vom Unglücksort entfernt und ließ sofort Kurs auf den Havaristen nehmen, wie er im Telefongespräch mit dem Abendblatt berichtet. Nahe am Kutter ließ er seinen riesigen Frachter vorsichtig vom Wind herantreiben, nur unterstützt vom Bugstrahler. "Eine Meisterleistung", wie es in der Hamburger Reederei heißt. Der 1. Offizier Steffen Fischer wurde mit dem Proviantkran abgeseilt und holte die Verletzten mithilfe einer Trage an Bord. "Das war kein schöner Anblick, die Haut der Fischer hing in Fetzen hinunter", so Grumbt. Einige Stunden später übernahm ein vietnamesisches Schiff mit Arzt an Bord den Weitertransport. Die "MSC Livorno" konnte dann erst ihren alten Kurs wieder aufnehmen. Am 7. Juli wird sie in Hamburg erwartet. Der Umweg mit dem Riesenschiff zum Kutter - für Kapitän Grumbt keine Frage: "Das ist für mich als Seemann absolut eine Sache der Ehre."