Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Erfolgreiche Filme verlangen nach Fortsetzungen. Indiana Jones, Rocky, Rambo, Shrek und die intergalaktischen Sternenkrieger mussten wegen des großen Erfolgs gleich mehrmals ihre Freunde oder die ganze Welt retten. Auch der Sport lebt von diesen sogenannten Sequels. Schumacher I bis VII zum Beispiel, der fast ein Jahrzehnt lang unbesiegbare Formel-1-Weltmeister. Oder Bayern München, von dessen eher langweiliger Serie unter dem immer gleichen Titel "Deutscher Fußballmeister" schon 22 Teile abgedreht wurden. Beim Tennis dachte man bisher an die epischen Duelle zwischen Roger Feder und Rafael Nadal, deren Serie ihre Fans immer wieder gern einschalteten.

Doch nun verspricht Wimbledon die Neuauflage eines Dramas, das es vor einem Jahr in die Rekordbücher geschafft hatte. John Isner gegen Nicolas Mahut, die Zweite. Was, bitte, ist so besonders, wenn die Nummer 46 der Welt auf die Nummer 99 trifft? Ganz einfach: Im ersten Teil des Tennis-Thrillers hat der amerikanische 2,06-Meter-Riese Isner den zähen Franzosen Mahut nach elf Stunden und fünf Minuten Spielzeit, verteilt über drei englische Regentage, mit 6:4, 3:6, 6:7, 7:6 und 70:68 niedergerungen. Tennis, so weit die Füße tragen.

Wie es die Herren von Wimbledon geschafft haben, die Wahrscheinlichkeitsrechnung außer Kraft zu setzen, wissen wir nicht. Jedenfalls heißt es wieder: Isner gegen Mahut. Wieder Wimbledon, wieder erste Runde. Die beiden Hauptdarsteller des großen Tennis-Kinos würden gern auf weitere Rekorde verzichten, wenn sie endlich mal nicht nur ein Match, sondern ein großes Turnier gewinnen könnten.