Eine Fürbitte von Tom R. Schulz

Wir müssen hier mal eine Lanze für Jack Lang brechen, den Erfinder des musikalischen Flashmobs. 1982 rief der flamboyante Kulturminister Frankreichs seine Landsleute erstmals dazu auf, am 21. Juni Musik zu machen - und zu feiern. Die "Fête de la musique" (was nicht nur zufällig genauso klingt wie der Imperativ "Faites de la musique") wurde zu einem schillernden Spektakel für gallische Ohren und bald auch für die anderer Nationen. Hamburg feierte die "Fête de la musique" 1984. Bald darauf entschlief hier das Mittsommerfest der Töne.

Bis 2009 der Deutsche Musikrat die Sache gründlich zu seiner eigenen machte. Er kupferte die Idee ab, pustete die Veranstaltung auf drei Tage auf und zwängte den Spaß am Spielen und Lärmen ins ehrenwerte, aber fade Grau seiner bildungspolitischen Forderungen. Zum sehr deutschen "Tag der Musik" wird jetzt wieder allerorten emsig auf Flöten, Saxofonen, Geigen dilettiert. Warum ruft der Musikrat nicht gleich für alle 365 Tage des Jahres ein musikalisches Motto aus? 17. März: Tag des Dubstep. 29. Juni: Tag der Barockvioline. 11. Oktober: Tag der Posaunenchöre. Und erklärt, zum Wohl der von Dauermusik und dauerndem Geschwätz geplagten Bevölkerung, wenigstens den 29. Februar zum Tag der Stille, des Schweigens, des Klappehaltens?