Ein Kommentar von Alexander Laux

Die Ratschläge der Fußball-Granden wie Franz Beckenbauer an Michael Ballack, das Angebot für ein Abschiedsspiel anzunehmen, verhallten ungehört. Am Abend erklärte er seinen Verzicht auf ein 99., letztes Gnaden-Länderspiel nach dem erzwungenen Aus in der Nationalmannschaft.

Dass Ballack tief getroffen ist von der Entscheidung des Bundestrainers, ist nachvollziehbar, schließlich verdienen große Spieler einen würdigen Abschied, der Ballack genommen wurde, da er nicht selbst den Zeitpunkt seines Abschieds bestimmt hat.

Vielleicht aber hätte sich Ballack an Oliver Kahn erinnern sollen, der 2006 vor der Heimat-WM von Jürgen Klinsmann zurückgestuft wurde, sich aber nicht zurückzog, sondern brav seine Rolle hinter Jens Lehmann ausübte - und nach dem Spiel um Platz drei gegen Portugal den Platz als umjubelter Gewinner verließ. So bleibt Ballack nur die private Rache an Löw. Zu einem scheinheiligen Frieden wollte er nicht beitragen.

Löws Verhalten wurde am Freitag nicht hinterfragt. Womöglich hat er - auch durch persönliche Differenzen mit Ballack bedingt - den richtigen Zeitpunkt für den Abschied eines so verdienten Spielers verpasst, was dieser als unterlassenen Respekt vor seiner Lebensleistung interpretierte.

Werte wie Dankbarkeit oder Hochachtung sind aber in unserer Gesellschaft immer weniger ausgeprägt, besonders im Fußball-Geschäft, dessen Währung Siege sind. Löw interessiert nur, wie und mit wem er 2012 den EM-Titel nach Deutschland holen kann. Einzelschicksale zählen nicht.