Merkel und Sarkozy wollen Euro und Griechenland retten

Deutschland sei in einer historisch einmaligen glücklichen Lage, heißt es: Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs sind wir quasi von Freunden umzingelt. Das ist richtig - bedeutet aber nicht, dass es damit keine Probleme mehr gibt. Auch nach 20 Jahren Nachbarschaftsvertrag etwa läuft noch längst nicht alles rund im Verhältnis zu Polen, das noch immer misstrauisch wird, wenn sich Berlin und Moskau annähern. Im Norden wiederum denkt Dänemark an Grenzkontrollen, was wider den europäischen Geist wäre.

Mit dem wichtigsten Partner auf dem Kontinent, Frankreich, hat es zuletzt eine ganze Reihe von Verspannungen gegeben - etwa in der Libyen-Frage oder beim deutschen Atomausstieg. Doch das sind alles nur Petitessen im Vergleich zum großen Thema dieser Tage: der Euro-Krise samt griechischem Schuldengebirge. Auch hier fehlte es an gemeinsamem Vokabular, stotterte der deutsch-französische Motor der EU bedenklich und drohte sogar abgewürgt zu werden. Auf ihrem Treffen in Berlin konnten Frankreichs Präsident Sarkozy und Bundeskanzlerin Merkel nun immerhin einen Kompromiss verkünden. Wieder einmal.

Nach Merkels Willen sollen sich private Gläubiger - sprich Banken - am hellenischen Rettungsschirm beteiligen. Dagegen hatte sich Paris bis zuletzt gesträubt, weil in den Tresoren seiner Geldinstitute noch viel mehr griechische Schuldscheine bleiern lagern als in deutschen. Punkt für Berlin. Sarkozy hat allerdings durchgesetzt, dass dies nur auf streng freiwilliger Basis geschehen soll. Hat jemand schon einmal ein Geldhaus freiwillig zahlen sehen?

Wieder einmal wurde das Problem also nicht gelöst. Es wurde lediglich einmal mehr Zeit gekauft. Teure Zeit.

Freundschaften sind aber manchmal auch teuer. Sie bedürfen der Pflege. Und das europäische Haus ist alles andere als perfekt. Aber spätestens hier stellt sich die Frage nach den Alternativen: Griechenland in die Insolvenz zu entlassen, andere Staaten gleich hinterher und den Euro damit in den Orkus zu schicken ist mit Sicherheit die schlechtere. Denn die gemeinsame Währung hat nicht nur die gegenwärtigen Probleme nach sich gezogen. Sie hat die EU auch international wettbewerbsfähig gemacht, Millionen von Arbeitsplätzen in der Gemeinschaft entstehen lassen. Im Grunde verhält es sich mit Europa wie mit der Demokratie, von der Churchill einst meinte, sie sei die schlechteste aller Regierungsformen - abgesehen von all den anderen.