Eine Glosse von Jens Meyer-Odewald

"Papi, heißt der Freitag so, weil man da frei hat?" eröffnet Charlotte den blutjungen Tag mit einem kniffeligen Rätsel - zumindest für Normalbürger. Da Lexikon und Google um 6.32 Uhr vom Bett aus weit weg sind, hilft nur ein Ablenkungsmanöver: "Samstag kommt das Sams, das ist sicher!" Prompter Konter: "Das heißt Sonnabend!" Recht hat die junge Dame. Ihre Annahme indes, Montag habe etwas mit Mohnbrötchen zu tun, ist köstlich, jedoch leicht daneben.

Der Mond als Feuerball auf der Abendblatt-Titelseite inspiriert zu weiteren Belastungsproben: "Wie lange würde man da hingehen?" Angeblich wurde in der 3. Klasse gelehrt, dass der Fußmarsch vier Jahre währen würde.

Der nächste Härtetest folgt noch vor dem Zähneputzen: "Warum fallen die Sterne nicht vom Himmel?" Alles kein Problem, kinderleichte Frage, sprechen wir aber lieber abends vorm Nachtgebet drüber. Dann kann gleich auch noch ein anderer Wissenskomplex thematisiert werden: Warum fallen schlafende Vögel nicht vom Baum?

Schließlich bleibt den Tag über reichlich Zeit für Recherche, um den Nimbus des allwissenden Vaters nicht vorzeitig ins Wanken zu bringen. Bis geklärt wird, ob Linkshänder auf dem linken Fuß hüpfen, was Mücken essen, warum die Banane krumm ist. Dass Großeltern keine Engelkinder und Chefs keine Schnellvertreter haben, ist längst abgehakt. Und würde frischen Lesestoff bieten für den Bestseller "Der weiße Neger Wumbaba" - die kindliche Interpretation der Verszeile "und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar ..."