Eine Glosse von Hans Wacker

Kraft ist Masse mal Beschleunigung, sagt der Physiker. In der Ruhe liegt die Kraft, sagt das Sprichwort. Wie reagiert dann die Masse? Sie sucht Ruhe, aber flott. Und setzt sich in Bewegung, der Trägheit zum Trotz. Das ist nicht nur ein Gesetz der Physik, sondern auch der Psychologie.

Es ist die Zeit der Massenbewegungen. Unaufgefordert bei Sonnenschein im Park, an der Elbe, auf der Alster, zwangsweise bei Schietwetter im Stau auf den Straßen. Manchmal auch vor der eigenen Haustür, zum Beispiel bei einer Geburtstagsparty mit versehentlich eingeladenen, unerwünschten Gästen.

Auslöser manch maßlosen Bewegungsdrangs sind sogenannte soziale Netzwerke, die über Facebook Menschen zusammentwittern, die normalerweise nichts miteinander zu tun haben (wollen). Wenn die Masse auf Touren kommt, wird sie kraftvoll.

Das kann einerseits in einem Massenauftrieb ausarten, friedlich-fröhlich bei einem spontanen Treff, bisweilen auch in einer Massenschlägerei. Masse kann andererseits aber auch ein Segen sein. Oder ihn bekommen. Eine Menschenmenge stellte sich zu Pfingsten an, um in der Elbe von Geistlichen getauft zu werden.

Auffällig war vielerorts die Beobachtung, dass Menschen miteinander reden, und zwar wie früher von Angesicht zu Angesicht, ohne Hilfsmittel namens Netbook, Facebook oder iBook. Zum guten Ton braucht man kein Phone. Begegnung ist auch ohne Skype ein Hype. Und dennoch waren sie eingeloggt - bei den Menschen von nebenan.

Ob diese Art des sozialen Netzwerks wieder eine Zukunft hat?