Ein Kommentar von Silvia Stammer

Ein Mensch ist in einer akuten Notlage, ein anderer will Hilfe holen - und wählt die 112. Ob dann jedoch wirklich eine Rettungskette in Gang gesetzt wird, ist offenbar nicht immer gesichert. Nach den Schilderungen einer Frau, die beim Notruf nicht auf offene Ohren, sondern auf eine technokratische Abfrage mit aus ihrer Sicht unbefriedigendem Ergebnis stieß, drängt sich dieser Eindruck auf.

Nach dem Abendblatt-Bericht meldeten sich weitere Hamburger mit ähnlichen Erfahrungen. Auffällig: Vor allem, wenn Betrunkene hilflos nachts am Boden liegen, erlebten diejenigen, die Hilfe anforderten, die Strategie am Notfall-Telefon als "Abwiegeln und Abwarten". Sollte das so sein, wäre es ein absolutes Unding. Und auch unter einem weiteren Aspekt benötigt der Notruf möglicherweise selbst Hilfe: Sollte nur ein Verletzter zu spät versorgt werden, weil ein Anrufer den standardisierten Fragekatalog der Feuerwehr nicht beantworten konnte, sollten die Standards schnellstmöglich auf ihre Praxisnähe überprüft werden. Grundkriterien müssen sein, aber Menschen sind eben keine Maschinen, vor allem nicht in Notlagen.