Hamburger sollen mit der Behörde zusammenarbeiten und Verbesserungsvorschläge für eine Steuerung des Verkehrs machen.

Hamburg. "Beim Thema Ampeln sind wir alle Experten", sagt Andreas Rieckhof. Was der Verkehrsstaatsrat damit meint? Jeder hat sich wohl schon einmal über eine zu lange Rotphase geärgert oder kennt eine Ampel, die länger auf Grün schalten sollte. Unerheblich, ob man als Radfahrer, Autofahrer, Busmitfahrer oder Fußgänger in der Stadt unterwegs ist: Die "Lichtsignalanlagen", wie sie im Amtsdeutsch heißen, polarisieren. Genau diese Tatsache will sich die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation jetzt zunutze machen. Bei einer "Planungswerkstatt Lichtsignalanlagen" will sie Bürger, Fachleute und Behördenmitarbeiter zusammenbringen, um "gemeinsam für eine bessere Steuerung des Verkehrs" zu sorgen.

Dabei erhofft sich Rieckhoff zum einen Verständnis für die Verkehrssituation und den Planungsprozess in Hamburg, zum anderen aber auch Verbesserungsvorschläge der Bürger. "Es ist ein sehr komplexes System, das vielen Regeln gehorcht, an der ein oder anderen Stelle aber auch noch optimiert werden kann", so der Staatsrat. Bei insgesamt 1700 Ampelanlagen in der Stadt ist das nicht verwunderlich.

Und es werden weitere Anforderungen hinzukommen. Schon jetzt war die Abwägung nicht leicht: Wer bekommt wann eine grüne Welle, wann müssen Radfahrer zurückstecken, wann werden Fußgänger bevorzugt? Fragen, die mit dem von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) geplanten "modernsten Bussystem" Europas noch schwieriger zu beantworten sein werden. Denn eins ist laut Staatsrat Rieckhof ganz klar: Wer ein modernes Bussystem will, muss diesem auf den Straßen Vorrang einräumen. "Das Busbeschleunigungsprogramm wird Konsequenzen für den restlichen Verkehr haben", sagte er. Bisher ist unklar, wie diese genau aussehen werden. Aber auch darüber könnte auf dem Ampel-Workshop diskutiert werden.

Die Opposition sieht schon jetzt viel Verbesserungsbedarf für die Ampelschaltungen in Hamburg. "Ein Problem sind die sogenannten Bettel-Ampeln, deren Zahl in den vergangenen Jahren massiv zugenommen hat", sagt GAL-Verkehrspolitiker Till Steffen. Diese Ampeln, die nur nach Anforderung grün werden, würden die Fußgänger "erheblich benachteiligen", so Steffen. Außerdem hält er es für nötig, die Radverkehrsführung zu überprüfen. Steffen sieht auch viele Radfahrer benachteiligt, weil sie nicht in die grüne Welle integriert seien.

Besonders wichtig ist für den grünen Politiker die Frage, wie sich die Busbeschleunigung auf den Verkehr auswirkt. "Experten sagen, man kann immer nur zwei Verkehrsbereiche unter einen Hut bringen", sagte Steffen. Deshalb fordert er, "die Busbeschleunigung nicht auf dem Rücken der Fußgänger und Radfahrer auszutragen". Den Versuch der Bürgerbeteiligung findet Steffen grundsätzlich gut. Er wünscht sich, dass die Ergebnisse des Workshops veröffentlicht und in der Politik diskutiert werden.

Auch CDU-Verkehrspolitiker Klaus-Peter Hesse hält den Versuch, das "Know-how" der Bürger nutzen zu wollen, für die richtige Entscheidung. Ob dies in dem geplanten Rahmen möglich ist, müsse abgewartet werden. Wichtiger noch findet Hesse die grundsätzliche Frage, was mit Hamburgs Ampeln passieren soll. So müsse sich die Dauer der Rot- und Grünphasen an die älter werdende Gesellschaft anpassen. Zudem sieht Hesse großes Potenzial in den technischen Möglichkeiten von intelligenten und bedarfsgerechten Ampeln. Außerdem wichtig für Hesse: Die "politische Fehlentscheidung", auf Busse statt auf eine Stadtbahn zu setzen, dürfe nicht "auf Kosten des motorisierten Individualverkehrs gehen".

Hamburger, die an der Planungswerkstatt teilnehmen wollen, können sich entweder per Formular (liegt in allen sieben Bezirksämtern und der Verkehrsbehörde aus) oder im Internet unter www.lsbg.hamburg.de anmelden und dort die Ampel nennen, an der sie Verbesserungspotenzial sehen.