In Hamburg gab es noch nie so viel Niederschlag wie am Montagnachmittag. Feuerwehr im Dauereinsatz. Höhe des Gesamtschadens noch unklar.

Hamburg. Mit örtlich mehr als 80 Litern Regen pro Quadratmeter hat sich das heftige Unwetter vom Montagabend seinen Platz in den Annalen der Hansestadt gesichert und einen neuen Rekord aufgestellt: "Die Niederschläge gehörten zu den stärksten, die Hamburg je erlebt hat", sagt Frank Böttcher, Chef des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation (IWK). "Seit Beginn der Messungen liegt kein derartiger Wert für Hamburg vor."

Allein an der Spitalerstraße kamen während des sintflutartigen Regengusses in knapp einer Viertelstunde 43,2 Liter Wasser pro Quadratmeter zu Boden. "Das sind Mengen, die wir sonst nur aus den Tropen kennen", sagt Frank Böttcher, es sei dicht an der Grenze des physikalisch Möglichen. "Solche Niederschlagsmengen, die in so kurzer Zeit fallen, kann man mit keinem Abwassersystem beherrschen", erklärt der Meteorologe.

Wie Messungen des IWK ergaben, fielen am gesamten Abend an der Spitalerstraße 81,3 Liter Regen - der Spitzenwert, gefolgt von Winterhude mit 69,9, Rothenburgsort mit 55,4 und Bergedorf mit 50 Litern Niederschlag. Zum Vergleich: Im Durchschnitt fallen im gesamten Juni in Hamburg 74,4 Liter je Quadratmeter.

Und der Rekordregen brachte Rekordeinsätze für die Feuerwehr: "Der Montag war einer der einsatzstärksten Tage der letzten Jahrzehnte", sagte Hendrik Frese von der Pressestelle der Berufsfeuerwehr. "Selbst ältere Kollegen können sich nicht an ein ähnlich arbeitsreiches Ereignis erinnern." Straßen wurden überspült, Bäume knickten um, Regenwasser überschwemmte Bahnhöfe, Keller und Parterrewohnungen liefen voll, Fußwege sackten ab.

Insgesamt 2225 Einsätze zählte der Lagedienst am gesamten Montag, davon allein 1293 wegen des Unwetters ab 16 Uhr. Normalerweise sind es etwa 650 Aufträge in 24 Stunden. Vor neun Jahren, im August 2002, brachte zwar ein ähnlich starkes Unwetter 1400 sogenannte witterungsbedingte Einsätze. Doch mit Blick auf die Gesamtzahl steht der vergangene Montag unangefochten auf Platz eins. Zeitweise waren mehr als 1000 Feuerwehrleute im Dienst.

Die Höhe des Gesamtschadens konnte bislang nicht beziffert werden. Vorsichtige Schätzungen gehen jedoch von mehreren Millionen Euro aus. Allein Jens Stacklies, Inhaber der Gröninger Privatbrauerei, schätzt den Schaden bei ihm auf 100 000 bis 150 000 Euro. "Das Wasser stand bei uns auf eineinhalb Metern. Es schoss aus allen Ritzen und Sielen. So etwas habe ich noch nie erlebt." Das Gröninger sei sofort evakuiert worden. Feuerwehrleute haben anschließend das Wasser abgepumpt, bis nachts um zwei Uhr musste Stacklies' Team die Böden wischen. "So sauber war es bei uns wahrscheinlich noch nie", sagt er scherzend. Das Wasser habe Kühlaggregate und die Steuerelektronik der Brauanlage zerstört. "Unser Bierlager ist aber voll. Da kommt es zu keinem Engpass." Schon am Dienstagnachmittag hat er den Betrieb im Gröninger wieder aufgenommen. Es werde aber noch zwei Tage dauern, bis dort wieder Bier gebraut werden könne.

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Wann die Geschäfte im Untergeschoss der Europa-Passage wieder öffnen, ist dagegen noch ungewiss. "Weil das Wasser in die Elektroleitungen geflossen ist, waren allein am Dienstag bis zu 70 Geschäfte ohne Strom", sagt Stephan Wolter, Centermanager der Europa-Passage. Heute soll ein Großteil der Geschäfte allerdings wieder geöffnet haben.

Während die Aufräumarbeiten gestern noch andauerten - "wir hatten etwa 25 Folgeeinsätze, insbesondere weil viele Schäden erst am Dienstagmorgen entdeckt wurden", wie Feuerwehr-Sprecher Martin Schneider erklärte - kündigen sich für heute neue heftige Unwetter an. "Entlang der Elbe erwarten wir bereits mittags und nachmittags zum Teil schwere Gewitter mit Hagel und Starkregen", sagte Frank Böttcher vom IWK.