Der Segelverein SC Rhe aus Blankenese hat mit einer Jugendgruppe und einem hochmodernen Verfahren eine Rennjolle konstruiert und gebaut.

Hamburg. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes ein echter "Rhenner", die neue Kieljolle des Hamburger Segelvereins SC Rhe. Elegant gleitet sie durch das Wasser, ist wendig und schnell. Das sollte bei einer modernen Jolle nicht außergewöhnlich sein, ist es aber. Denn die "Rhenner" hat die Jugendgruppe des Vereins konstruiert und gebaut - und das mit einem hochmodernen Verfahren. Gut zweieinhalb Jahre hat es gedauert, von der ersten Idee bis zur Taufe. So ist man im Verein ordentlich stolz auf das Schiff. "Da ist den Jugendlichen Unglaubliches gelungen", sagt der erste Vorsitzende Burkhard Rosenberg. "Meines Wissens ist es das erste Mal, dass eine Jugendgruppe ein solches Sportboot allein gefertigt hat."

Dabei ist die "Rhenner" durchaus nicht das erste Boot, das im SC Rhe von den Kindern und Jugendlichen gebaut wurde. Die Jungen und Mädchen sind geradezu erfahrene Bootsbauer. Angefangen hat alles 2006 mit einem Jugendboot aus Holz, bei dessen Bau 25 Kinder mitwirkten. Wegen des Erfolges wurde etwas später bereits das zweite Boot, eine Holz-Kinderjolle, gefertigt.

Im Sommer 2008 entstand die Idee für den Bau der "Rhenner". Vereinsmitglied Daniel Fritsch, der an der TU Harburg Ingenieurwissenschaften studiert, übernahm die Leitung. "Ich habe acht Kommilitonen zusammengesucht, die Schiffbau oder andere Fächer studieren, damit sie uns helfen. So kamen wir an die Fachleute. Die Studenten wiederum konnten ihr Wissen in der Praxis ausprobieren." Wenig später begannen die Arbeiten an der Konstruktion der Jolle. Parallel dazu warben Rosenberg, Fritsch und andere Mitglieder Mittel ein. "Wir haben viel Sachleistungen erhalten wie Material und Leihgeräte." Dazu kamen Spenden.

Im Mai 2009 konnten die Bauarbeiten an der Jolle beginnen. Insgesamt 40 Jungen und Mädchen, aber auch einige Männer und Frauen waren beteiligt. "Wir hatten uns einen straffen Zeitrahmen gesetzt. Ein Plan an der Wand hat uns daran erinnert", so Fritsch. Jedes Wochenende wurde gehämmert, genagelt und geschliffen. Dazu kamen zwei Abende in der Woche, an denen gearbeitet wurde. "Wir hatten viel Spaß", sagt Nicolas Wolowski, 15, einer der Jugendlichen. "Deshalb wäre ich beim nächsten Projekt auf jeden Fall wieder dabei." Nun wolle er aber erst einmal die "Rhenner" auch selbst segeln.

Das Verfahren, mit dem die Jolle gebaut wurde, war äußerst kompliziert. So mussten zwei Formen von Rumpf und Deck gefertigt werden, in die Glasfasern und Schaumplatten gelegt wurden. In einem weiteren Schritt musste unter Vakuum flüssiges Epoxidharz in die Formen hineingesogen werden. Millimeterarbeit, die ansonsten nur ausgebildete Bootsbauer erledigen können. "Wir haben uns herangetastet. Dazu kam die Hilfe der Experten", so Fritsch.

Bisher ist die "Rhenner" ein voller Erfolg. "Das Schiff segelt sich sehr gut", sagen Rosenberg, Fritsch und Jugendwart Tilman Holweg übereinstimmend. Sie alle freuen sich auf die kommenden Wochen, "in denen wir das Ergebnis der Arbeit genießen können". Nicht nur das, erste Vereine beginnen bereits, das Schiff vom Typ Rhepro 21 mit ihren Jugendgruppen nachzubauen. "Wir stellen die Formen zur Verfügung, das erleichtert den Bau." Derzeit werde in Aachen bereits am zweiten Schiff gebaut.