Gut durcherhitzt sind Gemüse und Fleisch dagegen unbedenklich. Gründliche Hygiene bietet Schutz im Umgang mit anderen Menschen

Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zur EHEC-Krise.

Was ist EHEC?

Die Abkürzung steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli. Dabei handelt es sich um Bakterien, die sich in der Darmwand einnisten und dort Gifte ausschütten, die blutigen Durchfall auslösen können. Die Inkubationszeit beträgt bis zu einer Woche. Bei einigen Infizierten gibt es leichtere Verläufe, manche werden gar nicht krank.

Der jetzt grassierende EHEC-Erreger führt in ungewöhnlich vielen Fällen zum Hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS). Dabei lässt das Gift die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen zerfallen, die sich zu Blutgerinnseln sammeln und Gefäße verstopfen. Die Symptome - Störungen in den Nieren, teilweise auch im Gehirn - zeigen sich nach einer weiteren Woche.

Was macht den grassierenden Erreger so gefährlich?

Forscher vom UKE haben mit einem chinesischen Labor das Erbgut des Bakteriums vom EHEC-Typ O104 entschlüsselt. Demnach handelt es sich um eine neue Kombination von zwei Bakterienstämmen, die bisher noch nicht wissenschaftlich beschrieben wurde. Der Erreger kann den Darm offenbar erheblich länger und in größeren Mengen besiedeln als andere krank machende Darmbakterien. Deshalb produziert er vermutlich eine größere Menge Gift, was die schweren Komplikationen auch im Gehirn erklären könnte.

Wie werden die Erreger übertragen?

Die Erreger kommen im Kot von Nutztieren wie Rindern, Schafen und Ziegen vor. Im Kontakt mit diesen Tieren, aber auch beim Verzehr verseuchter Lebensmittel können die Bakterien übertragen werden. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt direkt über Berührungen (Hände schütteln) oder indirekt über den Kontakt mit verseuchten Flächen, etwa Türklinken.

Darf man noch Sprossen essen?

Ja, aber nur, wenn sie erhitzt worden sind. Roh sollte man Sprossen derzeit nicht verzehren, rät das Bundesinstitut zur Risikobewertung. Auch auf Salat, Gurken und rohe Tomaten sollte man vorerst verzichten. Rohes Fleisch, Rohmilch und -käse können ebenfalls EHEC-Keime enthalten. Gemüse oder Fleisch, das bei mindestens 70 Grad erhitzt wird, ist unbedenklich. Nach dem Kontakt mit rohen Lebensmitteln sollte man sich die Hände waschen.

Das ist im Umgang mit anderen Menschen zu beachten?

Die Ansteckungsgefahr im allgemeinen Umgang gilt als minimal, wenn man sich nach dem Kontakt mit anderen Menschen oder mit Türklinken nicht mit den Fingern an den Mund geht und sich mehrmals pro Tag gründlich die Hände wäscht.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das Hauptsymptom einer EHEC-Infektion ist blutiger Durchfall. Wer davon betroffen ist, sollte sich untersuchen lassen. Ein normaler Durchfall ist in der Regel kein Grund zur Sorge.

Wie werden EHEC und HUS behandelt?

Wenn blutiger Durchfall auftritt, verlieren die Patienten viel Flüssigkeit. Deshalb führen die Ärzte Flüssigkeit zu und stabilisieren den Kreislauf der Patienten, einigen geben sie Schmerzmittel. Wenn es zum HU-Syndrom kommt, tauschen die Ärzte das Blutplasma aus, um Stoffe, die Entzündungen auslösen, aus dem Blut zu entfernen. Die Bakterien und ihr Gift werden dadurch aber nicht beseitigt. Auch der Antikörper Eculizumab richtet sich nicht gegen das Bakterium, sondern soll gegen das akute Nierenversagen helfen. Letztendlich muss das Immunsystem selbst mit den Keimen fertigwerden.