Bislang unbekannte Täter stehlen im Zoologischen Institut Nashorn-Hörner im Wert von 200.000 Euro. Keratin ist in Asien heiß begehrt.

Rotherbaum. Die Diebe kannten sich offenkundig aus: Bislang unbekannte Täter haben im Zoologischen Museum der Universität reiche Beute gemacht. In einer Blitzaktion stahlen sie einen Nashornschädel und vier Nashorn-Hörner. Dass die Täter sich zwischen all den seltenen Exponaten ausgerechnet diese Ausstellungsstücke aussuchten, wirkt nur auf den ersten Blick merkwürdig. Denn der Schwarzmarktpreis für das Keratin in den Hörnern ist vor allem in Asien hoch. Für ein zu Pulver geriebenes Exemplar bieten dortige Kunden bis zu 50.000 Euro. Sie erhoffen sich vom Verzehr des Pulvers eine potenzsteigernde Wirkung. Die Kripo ermittelt.

Am Mittwoch zwischen 19 und 20.55 Uhr, kam jetzt heraus, hebelten die Horn-Diebe die Notausgangstür des Museums auf. Sie traten das Sicherheitsglas einer Zwischentür ein - und standen vor der Vitrine, in der die Original-Nashorn-Hörner ausgestellt waren. Museums-Chef Prof. Alexander Haas: "Die Diebe hatten unser Museum offensichtlich am Tage besucht und die Örtlichkeit ausgespäht. Sie kannten sich aus, waren wohl schon nach wenigen Minuten wieder weg. Nashorn-Repliken ließen sie stehen. Sie haben nur die Originale mitgenommen." Laut Haas beträgt der Schwarzmarktpreis für die Hörner etwa 200.000 Euro. Bei den Beutestücken handelt es sich um Hörner des äußerst seltenen Java-Nashorns, eines Sumatra-Nashorns, eines Panzernashorns und eines Breitmaulnashorns. Der präparierte Schädel gehörte zu einem Spitzlippennashorn mit zwei Hörnern. Haas: "Es müssen mindestens zwei oder drei Leute gewesen sein. Sonst wäre der Schädel nicht zu transportieren gewesen."

Der Direktor vermutet, dass die Diebe im Auftrag gehandelt haben. Haas: "Wir haben einen ähnlichen Fall aus Portugal gemeldet bekommen. Weil die Schwarzmarktpreise für Nashorn-Hörner so stark gestiegen sind, haben wir über eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen nachgedacht. Nun sind uns die Diebe zuvorgekommen."

In den Inventarlisten des Museums soll jetzt nachvollzogen werden, woher das Museum die Hörner überhaupt bekommen hatte und wie lange sie schon im Besitz der Hamburger Sammlung waren. Die für Arten- und Naturschutzdelikte zuständige Wasserschutzpolizei hat die Ermittlungen übernommen.

Polizeisprecher Holger Vehren: "Klar ist, dass die Täter es ausschließlich auf die Nashorn-Hörner abgesehen hatten. Was die Täter mit ihrer Beute vorhaben, ist noch nicht abschließend zu beantworten. Das ist Spekulation." Die Beamten vermuten jedoch, dass das Diebesgut - zermahlen oder komplett - nach China gebracht werden soll. Bereits vor knapp drei Wochen hatte die Hamburger Polizei zwei Engländer auffliegen lassen, die einem Jäger ein Nashorn-Horn abkaufen wollten. Der Jäger ist rechtmäßig im Besitz des Objektes. Er hatte die Polizei eingeschaltet. Bei der geplanten Übergabe auf der Raststätte Stillhorn nahmen Ermittler die Engländer fest. Polizeisprecher Vehren: "Wer mit Nashorn-Hörnern handelt oder es auch nur versucht, verstößt gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Strafbar machen sich nicht nur die Interessenten, sondern auch die Anbieter." Bis zu fünf Jahre Haft stehen auf entsprechende Delikte.

Im Zoologischen Museum am Martin-Luther-King-Platz hat man die aufgebrochene Vitrine schnell in eine Abseite gestellt. Die Besucher sollen am besten gar nicht bemerken, dass sich hier zwischen präparierten Tieren und Schautafeln ein Kriminalfall erheblichen Ausmaßes abgespielt hat. Hoffnung, das Stehlgut zurückzubekommen, hat Museums-Chef Haas kaum: "Ich fürchte, die Hörner sehen wir nicht wieder. Die Täter werden sich vor dem Diebstahl Gedanken gemacht haben, wie sie die Beute schnell außer Landes bekommen. Bitter, denn der Reiz eines Museums liegt doch gerade darin, echte Originalstücke zeigen zu können."