Lenovo will den Essener Elektronikspezialisten Medion übernehmen. Es wäre das erste Mal, dass ein chinesischer Konzern ein großes börsennotiertes deutsches Unternehmen kauft. Betriebswirtschaftlich macht diese freundliche Übernahme Sinn. Während Medion seine Computer und Fernseher vor allem an Privatkunden verkauft, hat Lenovo primär Geschäftskunden im Visier. Die Produktpalette ergänzt sich gut, ein großer Personalabbau ist folglich nicht zu erwarten. Aber auch volkswirtschaftlich bietet das Engagement chinesischer Unternehmen in Deutschland Chancen. Chinas Wirtschaft boomt, weist im Vergleich zu Europa und den USA hohe Wachstumsraten auf. Im Reich der Mitte schlummern zig Milliarden Euro und Dollar an Kapital für Investitionen im Ausland.

Deutsche Firmen haben China schon lange als den Wachstumsmarkt der Zukunft entdeckt. Ob Airbus, Daimler oder VW - es gibt kaum ein exportorientiertes Unternehmen hierzulande, welches nicht in China investiert und produziert. Doch wirtschaftliches Engagement sollte keine Einbahnstraße sein. Chinas Manager wittern ihr Geschäft im Ausland genauso wie ihre deutschen Kollegen.

Noch ist es eher ungewohnt, dass Geld aus dem Reich der Mitte nach Europa fließt. Doch aus Einzelfällen dürfte schon bald eine Selbstverständlichkeit werden. Kritiker mögen einwenden, dass man mit einem diktatorischen Regime, unter dem Menschenrechtsverletzungen auf der Tagesordnung sind, keine Geschäfte machen sollte. Diese Meinung kann man vertreten. Allerdings müsste der Handel mit China dann komplett eingestellt werden - ein unrealistisches Szenario.