Ein Kommentar von Elisabeth Jessen

Wenn Fernreisende sich mit einer exotischen Krankheit anstecken, ist unser Mitleid meist recht gering. So ein bisschen schwingt dann der Gedanke mit: selber schuld, wären sie halt hier geblieben. Nun haben wir es in Norddeutschland seit knapp zwei Wochen mit EHEC zu tun. Einem Krankheitskürzel, das die meisten zuvor nie gehört hatten. Noroviren, Salmonellen, solche Infektionen sind uns vertraut, aber EHEC und HUS?

Während Wissenschaftler und Behörden fieberhaft nach der Infektionsquelle forschen, steigt die Zahl der Infizierten und Schwererkrankten täglich weiter. Da war die Warnung vor jenen Lebensmitteln, die der Großteil der Erkrankten zuvor gegessen hatte, nur folgerichtig: Gurken, Tomaten, Salat. Ob zu Recht oder nicht, wird man leider erst hinterher wissen. Aber schließlich wird auch vor Unwetter gewarnt, wenn es heranzieht, damit sich möglichst viele Menschen in Sicherheit bringen können.

Um die Forderungen nach Ausgleichszahlungen an die Gemüsebauern, die ihre Ware jetzt nicht mehr loswerden und in Existenznot geraten, wird die Politik zu gegebener Zeit beraten müssen. Im Moment ist eines vorrangig: mögliche Infektionsquellen zu benennen, bis der Auslöser definitiv feststeht. Und so lange gilt für uns beim Essen die Weisheit, die die meisten Fernreisenden verinnerlicht haben: "Koch es, schäl es oder vergiss es." Die Verantwortung für sein Handeln muss jeder selbst übernehmen.