Hamburg. Knapp zwei Wochen, nachdem die Behörden wegen EHEC Alarm geschlagen, ist die Situation weiter sehr angespannt. Im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) werden in Hamburg die weitaus meisten Patienten behandelt, die an der schweren Komplikation, dem Hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), leiden. Weil der EHEC-Erreger giftige Stoffe abgibt, kann es dabei zu Nierenversagen oder auch neurologischen Störungen wie epileptischen Anfällen kommen.

102 von insgesamt 124 Hamburger HUS-Patienten werden derzeit im UKE behandelt, darunter 27 Kinder und fünf schwangere Frauen. Allerdings konnten 13 ehemalige HUS-Patienten auch wieder als geheilt entlassen werden. Leider gebe es aber weiter immer wieder zusätzliche Neuinfektionen, sagte UKE-Vorstandschef Professor Jörg Debatin. Hamburgweit gibt es mittlerweile 668 EHEC-Infektionen (99 mehr als am Dienstag), bei 20 bis 30 Prozent davon kommt es zu den schweren HUS-Komplikationen, die mit einem neuen Antikörper-Medikament, aber auch durch den Austausch von Blutplasma behandelt werden. An "schwierigen Tagen" werden üblicherweise drei bis vier solcher Austausch-Behandlungen im UKE durchgeführt - derzeit sind es rund 55 täglich. Die UKE-Mediziner vermuten weiterhin vor allem eine Übertragung des Keims durch Lebensmittel. So habe sich im UKE bisher keine einzige Übertragung von Mensch zu Mensch gezeigt, so UKE-Chef Debatin. An Türklinken, Tresen und an vielen anderen Stellen im Klinikum werde ständig gemessen - auch dort sei kein Erreger gefunden worden. Debatin: "Das ist auch eine wichtige Information für die anderen 1300 Patienten, die wir behandeln."

Eine zumindest etwas hoffnungsvolle Nachricht konnten gestern die UKE-Neurologen mitteilen: So habe sich bei Kernspin-Aufnahmen gezeigt, dass die epileptischen Anfälle nicht auf eine Schädigung zurückzuführen seien, sondern auf die Gift-Wirkung des Keims. Das gebe Anlass zur Hoffnung, dass solche Patienten keine bleibenden Schäden davontrügen. Allerdings gibt es auch Rückschläge. Eine 81-jährige UKE-Patientin starb jetzt an den Folgen der Krankheit. Es war der zweite EHEC-Todesfall im UKE und der dritte in Hamburg.