Die Zahl der Arbeitslosen ist bundesweit unter die Marke von drei Millionen gesunken. Auch in Hamburg finden sich in der offiziellen Statistik immer weniger Arbeitssuchende. Der guten Konjunktur sei Dank. Die Unternehmen in Deutschland haben volle Auftragsbücher, und die Vorstände blicken optimistisch in die Zukunft - eine ideale Grundlage für einen nachhaltigen Aufschwung. Doch Vorsicht ist geboten, nicht nur wegen der drohenden Pleiten südlicher Euro-Staaten und den Folgen. Der deutsche Arbeitsmarkt steckt trotz neuer Jobs und weniger Erwerbsloser in einem Dilemma. Viele Firmen suchen händeringend Fachkräfte, gleichzeitig ist ein großer Teil der Arbeitssuchenden falsch oder schlecht qualifiziert. Das Arbeitskräfteangebot passt folglich nicht zur Nachfrage der Unternehmen - ein gefährlicher Zustand. Denn er kann Aufträge kosten, im schlimmsten Fall sogar zu Jobabbau führen.

Zwei Wege führen aus diesem Dilemma. Zum einen müssen die Unternehmen noch mehr als bisher tun, um Arbeitssuchende fit für neue Aufgaben zu machen. Es darf nicht sein, dass arbeitslose, gut ausgebildete Ingenieure keine Anstellung finden, weil sie spezielle Computertechniken nicht beherrschen. Hier müssen Firmen selbst in Weiterbildung und Umschulung investieren, dürfen sich nicht zu sehr auf die Arbeitsagentur verlassen. Zudem benötigt Deutschland Spezialisten aus dem Ausland. Die Grenzöffnung für osteuropäische Arbeitnehmer muss daher von der Gesellschaft als Chance und nicht als Gefahr verstanden werden. Die Tatsache, dass bisher kaum eine Fachkraft aus Osteuropa den Weg nach Deutschland gefunden hat, sollte zu denken geben.