Ärzte des Universitätsklinikums Eppendorf beantworteten die Fragen der besorgten Abendblatt-Leser zur EHEC-Infektion

Hamburg. Lange dauerten zum Teil die Gespräche am Lesertelefon, denn die drei UKE-Ärzte gaben nicht nur fachliche Ratschläge, sondern berichteten auch, wie sie persönlich mit der EHEC-Gefahr umgehen. Eine Stunde lang beantworteten Dr. Stefan Schmiedel, Dr. Christof Iking-Konert und Dr. Matthias Janneck die Fragen der Abendblatt-Leser.

"Ich verzichte beim Essen auf alle Dinge, die man nicht kochen kann", erklärte der Nierenspezialist Iking-Konert einer Anruferin. "Auch auf Erdbeeren?" kam die Nachfrage.

"Ja, ich verzichte jetzt auch auf meine geliebten Erdbeeren, die sind jetzt billig und können eingekocht werden." Erklärung: Nach zehn Minuten bei 70 Grad Hitze sterben Bakterien ab.

Der nächste Anrufer wollte wissen, wie es mit Erdbeeren oder Radieschen aus dem eigenen Garten ist. Ist deren Verzehr gefährlich? "Das würde ich an Ihrer Stelle ganz entspannt sehen. Doch für mich gilt der völlige Verzicht", sagte Iking-Konert. Bedeutet das auch eine Absage an jedes frisches Gemüse - auch im Restaurant? "Ja", sagte Iking-Konert, "ich esse auch im Restaurant nur gekochte Speisen." Die häufigsten Fragen betrafen die Ansteckungswege und wie man sich schützt.

"Das Risiko, sich über normale Alltagskontakte anzustecken, ist gering", sagte Janneck, "geringer als bei einer Grippe." Nach Feststellungen der UKE-Ärzte ist davon auszugehen, dass der Erreger über den Mund aufgenommen wird. Also über Nahrung oder über verunreinigte Finger, die mit dem Mund in Kontakt kommen. Viele Anrufer fragten auch nach der Möglichkeit einer Schmierinfektion. Also: "Wie sieht es aus mit Türklinken oder Geldscheinen?"

Die Erklärung der UKE-Ärzte: "Der Erreger ist ein Feuchtkeim. Er überlebt in der Feuchtigkeit lange und ist sehr umweltresistent in Verbindung mit Wasser. Jedoch hält er nicht lange an der trockenen Türklinke durch. Das gilt auch für Geldscheine."

"Und wie sieht es mit Trinkgläsern in Restaurants aus?", wollte ein Anrufer wissen. "Hundertprozentig kann man eine Gefahr nicht ausschließen, doch es besteht kein Anlass zur Panik. Das Risiko ist gering, denn durch die Hitze im Geschirrspüler stirbt das Bakterium", sagte Matthias Janneck. Mehrere Anrufer fragten dann doch nach, ob es trotzdem möglich sein könnte, sich über ein Trinkglas mit dem gefährlichen Erreger anzustecken.

Janneck wurde deutlich: "Es könnte theoretisch sein, wenn jemand nach dem Besuch der Toilette mit seinen ungewaschenen Fingern ein Glas anfasst." Über das Glas könnten Keime dann an den Nächsten übertragen werden, wenn derjenige die Hand danach in den Mund führt. Das könne aber auch über eine Brille oder jeden anderen Gegenstand erfolgen. Daher rieten die UKE-Ärzte immer wieder, die Hygiene einzuhalten. Jeder sollte heute darauf achten, seine Hände sorgfältig zu waschen - und zwar mehrfach täglich mit Seife. Jedoch halten die UKE-Ärzte die Wahrscheinlichkeit für gering, dass der EHEC-Erreger durch einen bloßen Händedruck weitergegeben wird.

Etliche Anrufer wollten zudem auch wissen, was sie bei akutem Durchfall machen sollen.

"Es gibt für Durchfall hundert verschiedene Gründe. Solange keine Bauchschmerzen oder Blut im Stuhl auftreten, würde ich das nur beobachten", sagte Janneck. Andernfalls rät er zum sofortigen Besuch des Hausarztes oder der Notaufnahme. "Der Hausarzt sollte der erste Ansprechpartner sein. In der Notaufnahme muss man fünf Stunden warten."

Und wie sieht es mit Obst auf Backwaren aus? "Wenn das Obst mitgebacken wurde, kann man es unbedenklich verspeisen", sagte Iking-Konert. Denn bei über 70 Grad würde der Erreger unschädlich. Und Eis?

Iking-Konert: "Es sieht nicht so aus, dass Eis eine Übertragungsquelle ist. Die Erkrankten haben nicht angegeben, Eis gegessen zu haben."