Seine Antwort kommt prompt. Warum die Menschen in Deutschland kaum noch singen? "Was passiert denn", fragt der fröhliche Mann mit der Brille zurück, "wenn Sie heute auf der Straße laut singen?" Genau, alle gucken einen komisch an. Was ist denn das für einer?

Das ist Jochen Wiegandt, 63, Hamburger Volkssänger. Eigentlich ein Schatzsucher, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die musikalischen Erinnerungen der Hamburger zu bewahren. Doch dafür muss er sie erst einmal ausgraben. Und deshalb gibt es nun die Aktion "Singen Sie Hamburgisch?"

Denn natürlich schlummern bei vielen Hamburgern noch Texte, Strophen und Melodien von früher, die im Hafen, im Schrebergarten oder beim Zubettgehen gesungen worden sind. Damals, als noch gesungen wurde. "Früher", sagt der Barde aus Langenhorn, "hatten die Familien einen Onkel oder den Opa, der auf Feiern mit ihnen gesungen hat. Den gibt's aber heute kaum noch." Und deshalb kommt heute "Opa Jochen" mit Gitarre, Banjo oder der alten Hamburger Waldzither und singt mit den Menschen. Die alten Lieder vom Jung mit dem Tüdelband und von Hamburg, wo man "Tschüs" sagt.

Er weiß ja, wie gut das Singen tut. Summt schon morgens unter der Dusche. Singen sei ein "Gemütsaufheller", sagt er. Und dass die Menschen viele Pillen wegschmeißen könnten, wenn sie nur wieder singen würden.