Eine Glosse von Nico Binde

Die Westliche Honigbiene ackert nicht nur wie ein Pferd, sie hat wegen ihrer Produkteigenschaften (viel Honig, wenig Murren) bislang auch noch jeden Zipfel der Erde erobert. Afrika wurde im Flug genommen, Amerika lässig ausgestochen und sogar die asiatische Bastion Nordkorea in Grund und Boden gesummt. Klar, dass die emsigen Invasoren 1991 auch auf dem Hamburger Flughafen Einzug hielten.

120 000 Tiere verpflichten sich seitdem einem Imker gegenüber, das Flughafengelände nur in schwerwiegenden Fällen zu verlassen. In ihrem Vertrag steht, dass ihr Honig zur Bestimmung der Luftqualität verwendet werden darf. Kein Widersummen! Deshalb raffen die schicksalsergebenen Hautflügler seit Jahren zusammen, was sie an ihre Hinterbeinchen heften können - und füllen jährlich bis zu 1200 Gläser. Der landebahnnah produzierte Honig genügte stets höchsten Ansprüchen.

Bienen-Biomonitoring nennt sich das Ganze, und der Flughafen konnte bis zum vergangenen Jahr behaupten, die Luft sei rein. Doch dann kamen neunmalkluge Wissenschaftler und erklärten, dass Bienen nicht nur schuften wie die Blöden, sondern auch Klärwerksfunktion übernehmen. Beim Herstellen ihres Honigs filtern die Insekten nämlich Schadstoffe wie Arsen, Blei oder Zink heraus. Insofern sei Flughafenhonig vielleicht so schmackhaft und unbelastet wie Omas Apfelkuchen, aber bestimmt kein Indikator für saubere Luft.

Ausbaden dürfen das in diesem Jahr die Bienen. Wenn sie am 5. Mai wieder aufs Flugfeld entlassen werden, wird ihnen nicht nur der Honig abgenommen. Dieses Mal müssen sie auch Pollen und Wachs als Beweismittel rausrücken, was sich wiederum nachträglich auf den Wabenbau auswirkt. Aber ein entsprechender Vertrag zwischen Flughafen und Bienenkönigin ist bereits unterschrieben. Die Arbeitszeiten für Immen und Drohnen wurden angehoben. Kein Widersummen! Wer sticht, fliegt raus!

Den Insekten bleibt also nur, Klärwerkerschaft, Honigproduktion, Wabenbau, Nahrungssuche und Fortpflanzung unter einen Hut zu kriegen. Es ist zum Mäusemelken.