Ein Kommentar von Peter Wenig

Der Begriff "Lehrstunde" gehört zu den abgedroschenen Wörtern im Vokabular des Sportjournalismus. Für das, was sich am Dienstag in der Schalke-Arena abspielte, trifft es jedoch den Kern. Selten zuvor ist eine deutsche Mannschaft derart vorgeführt worden wie Schalke 04 von Manchester United. Allein Torwart Manuel Neuer verhinderte ein Debakel.

Die wichtigste Lehre aus der Lehrstunde lautet: Alle Begeisterung kann auf Dauer Klasse nicht ersetzen. Gegen Inter reichte eine furiose Vorstellung in Mailand für den Einzug ins Halbfinale. Doch im Duell mit dem englischen Top-Team war der Klassenunterschied nicht wettzumachen.

In der kommenden Saison werden Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen die Bundesliga in der Champions League vertreten; Hannover 96 hätte als Tabellendritter die Chance auf die Qualifikation. Der FC Bayern müsste in der Europa League antreten, im Verlierer-Cup, wie Franz Beckenbauer einst höhnte.

Und da kein anderer Verein so polarisiert, würde die Schadenfreude die halbe Fußball-Republik erfassen.

Diese könnte allerdings sehr schnell umschlagen, wenn sich Dortmund & Co. sang- und klanglos aus der Königsklasse verabschieden sollten. Spätestens dann wird man sich wehmütig an die großen internationalen Erfolge der Bayern erinnern - der Klub, der es wirklich mit Gegnern von Format wie Manchester United aufnehmen kann. Erst recht mit dem intensiv umworbenen Manuel Neuer, dem derzeit wohl besten Torwart der Welt. Deutschland braucht Bayern.