Eine Betrachtung von Jenny Bauer

Etwas Gutes zu tun ist mittlerweile ganz schön schwierig. Zwei kleine Sofas und einen Schreibtisch - das wollte ich umzugsbedingt spenden. Nichts Besonderes, aber eben solide Möbel. Als Erstes wählte ich die Nummer der Obdachlosenzeitung "Hinz & Kunzt". Auf den versprochenen Rückruf warte ich noch heute. Eine Runde weiter kam ich immerhin bei Stilbruch, dem Gebrauchtwarenkaufhaus der Stadtreinigung Hamburg, das vielen Langzeitarbeitslosen wieder eine Aufgabe gibt. Zudem soll diese Form der Entsorgung nachhaltiger und umweltfreundlich sein. Die Mitarbeiterin am Telefon bat mich, die Sachen an einem Sonnabend vorbeizubringen. Na gut, wenn es für den guten Zweck ist, wird aus dem Spender auch mal ein Lieferservice. Von dieser Absprache wusste der Kollege an der Warenannahme aber nichts - und wollte die Möbel partout nicht haben. Es stimmt in diesem Fall auch nicht, dass aller guten Dinge drei sind. Denn im Umsonstladen des Gängeviertels hieß es ebenfalls: Sorry, wir haben keinen Platz mehr.

Was ist los? Sind meine Möbel so hässlich? Oder ist der Massenwohlstand erreicht? Vielleicht hätte ich lieber Nudeln und Limo anbieten sollen. Denn bei der Hamburger Tafel steigt der Bedarf an Lebensmitteln ständig. Bedürftige gibt es also noch. Nur ist der Unterschied zwischen Nudeln und Couch der: Während die Pasta nach dem Gebrauch weg ist, wird die Sitzgelegenheit über Jahre hinweg genutzt. Die meisten kaufen sich aber schon vor dem Angriff der Motten und Holzwürmer neue Möbel - aus modischen Gründen. Und so wächst er, der Friedhof der Sofas.