Die Brandserie reißt nicht ab. Doch wie geht die Polizei in Berlin, Köln, Frankfurt mit ähnlichen Taten um?

Hamburg. In nur zweieinhalb Stunden brannten am frühen Dienstagmorgen 18 Autos in Borgfelde, Billstedt, Tonndorf und Osdorf. Zwölf wurden angesteckt, auf sechs Wagen sprangen die Flammen über. Nimmt man die Vorfälle des gesamten Osterwochenendes hinzu, haben Brandstifter in den vergangenen Tagen mindestens 29 Fahrzeuge angezündet - darunter Pferdeanhänger der Polizei und ein Lastwagen, vor allem aber Klein- und Mittelklassewagen.

87 Fälle von Brandstiftungen hat die Polizei seit Jahresbeginn registriert. 87 Fälle, bei denen jeweils mindestens ein Autos angezündet wurde. Laut einer Abendblatt-Zählung wurden bereits mehr als 120 Wagen beschädigt. Es gibt nur wenige Stadtteile, in denen bislang noch keine Autos brannten. Und mit jedem Fall erhöht sich der Druck auf die Polizei, sichtbare Ergebnisse vorzuweisen. Schon jetzt ist die Zahl brennender Autos auf Rekordkurs.

"Wir gehen in erster Linie von Vandalismustaten aus", sagt Polizeisprecherin Karina Sadowsky. Und damit steht Hamburg, wie ein Blick auf verschiedene deutsche Großstädte zeigt, ziemlich allein da. Berlin ist die einzige Metropole, in der die Zahl der Brandstiftungen ähnlich hoch ist wie in Hamburg. Allerdings stellt sich das Problem in der Bundeshauptstadt als vornehmlich linkspolitisch motiviertes dar - mit deutlich abnehmender Tendenz.

In Berlin brannten in diesem Jahr (Stand 18. April) "erst" 53 Autos. Ein Viertel davon wird als "politisch motivierte" Tat eingeordnet. 2010 wurden 43 Autos aus politischer Motivation heraus angezündet, ein Jahr davor waren es noch 145 Wagen gewesen.

Wie ist der Rückgang zu erklären? "Wir haben hohen technischen und personellen Aufwand betrieben", sagt der Berliner Polizeisprecher Martin Otter. Auf Einzelheiten geht er nicht ein. Außerdem: "Es gab Schwerpunkte in der Stadt, in denen wir unsere Präsenz erhöht haben." Schwerpunkte, das waren Stadtteile wie Friedrichshain, Kreuzberg, Mitte und Lichtenberg.

2007 und 2008 registrierte die Polizei dort Brandserien mit teils mehr als 300 zerstörten Autos und Firmenwagen. Entflammt wurden sie wohl als Protest gegen soziale Verdrängungseffekte, steigende Mieten, ungeliebte Wohnvorhaben. Derzeit ist das kein großes Problem: "Möglicherweise hat es ein Umdenken in der linken Szene gegeben, und man hat dort erkannt, dass man mit diesen Aktionen nicht die Klientel trifft, die man schädigen will, sondern den einfachen Mann", so Otter.

In Hamburg hingegen lässt sich die Zahl politisch motivierter Brandanschläge an einer Hand abzählen, Schwerpunktgebiete gibt es nicht - im gesamten Stadtgebiet wurden bislang Autos angezündet. Damit fehlt ein Ziel für konzertierte Polizeiaktionen. Und: Andere geschlossene Tätergruppen sind bislang kaum auszumachen.

Anders hingegen die Situation in den Städten Frankfurt am Main und in Köln, die im vergangenen Jahr von Brandserien heimgesucht wurden, die auf das Konto von Jugendgruppen gingen. "Wir hatten in eineinhalb Jahren 29 Brände, die in wechselnder Besetzung einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden konnten", sagt Alexander Kießling von der Frankfurter Polizeipressestelle.

Die Polizei zeigte Präsenz in der Großsiedlung Nordweststadt, in der die Gruppe aktiv war, und bekam das Problem in den Griff - ohne den Fall jemals wirklich aufzuklären. "Jetzt haben wir vielleicht ein bis zwei Brände im Monat in der gesamten Stadt." Ähnlich sieht es in Köln aus: Seitdem die Polizei dort im August 2010 mehrere Brandstifter festnahm, scheint das Problem gelöst.