Der Oldtimer von 1928 war gut fünf Monate lang im dänischen Egernsund überholt worden. Rund 100.000 Euro kostete die Reparatur.

Hamburg. Die Rückkehr in den Heimathafen war für die Mannschaft des Fischkutters "Freiherr von Maltzahn" ein bewegendes Erlebnis. "Zu der Zeit brannten am Blankeneser Strand schon die Osterfeuer", erzählt Jens Franke, Obmann des sehenswerten Oldtimers aus dem Museumshafen Oevelgönne. Gut fünf Monate lang war der angestammte Liegeplatz des Schiffes hinter dem Anleger Neumühlen leer gewesen, hatte es für umfangreiche Reparaturarbeiten in einer dänischen Werft in Egernsund gelegen.

Die Mannschaft, die sich ehrenamtlich um den Erhalt des Seglers kümmert, fuhr jedes Wochenende in Fahrgemeinschaften in den Hafen von Egernsund, arbeitete tagsüber an dem Schiff und übernachtete an Bord. "Es waren eiskalte Nächte", erinnert sich Kristina Usko, die seit drei Jahren zu der Crew gehört. Der Werftaufenthalt war nötig, weil bei dem 1928 gebauten, hölzernen Schiff der Vorsteven, also der vorderste Teil des Rumpfes, erneuert werden musste. Außerdem war ein neuer Großmast fällig und einige Spanten sollten ersetzt werden. Für die dänische Werft entschied sich die Crew, weil sie kostengünstig war und sie selbst mit anpacken durfte.

Doch bevor die eigentlichen Reparaturarbeiten begannen, war körperliche Schwerarbeit zu leisten. Der Ballast aus Bleiblöcken musste entfernt werden. Dabei wurden die Klötze beschriftet, damit sie nach dem Ende der Arbeit genau an der Stelle wieder verstaut werden konnten, um den richtigen Trimm des Rumpfes sicherzustellen.

Als der Kutter bei der Sietas Werft in Neuenfelde vom Stapel lief, waren solche segelnden Kutter auf der Elbinsel Finkenwerder noch weit verbreitet. Seinen Namen erhielt der Neubau zum Gedenken an den Präsidenten des Fischereiverbandes Rügen, der in Ausübung seines Berufes bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.

Aber die beiden Finkenwerder Fischer Holst und Fock konnten ihren Kutter nicht wirtschaftlich betreiben und so wurde er 1933 zwangsversteigert. Das höchste Gebot gab der Cuxhavener Seefischer Jonny Lohse ab, der 28 Jahre lang Eigner blieb. Nach seinem Tod im Jahr 1961 war die Zeit des Fischfangs unter Segeln vorbei. So lag das Schiff zunächst in einem Yachthafen in Wischhafen, dann eine Zeit lang an der Spree und kam schließlich zurück nach Hamburg. Eines Tages kippte er bei Ebbe um und lief bei der nächsten Flut voll. Ein Werftbesitzer aus Friedrichskoog versuchte, den Kutter wieder herzurichten, scheiterte aber. Zu dieser Zeit hörte der Vorstand des Museumshafens Oevelgönne von dem Oldtimer. Da er lange nach einem traditionsreichen hölzernen Schiff gesucht hatte, kaufte er das Schiff 1983 für 5000 Mark. Auf einer Finkenwerder Werft halfen die zukünftige Crew und ABM-Kräfte, das Schiff wieder zu einem Schmuckstück zu machen. Zum 800. Hafengeburtstag im Jahr 1989 präsentierte es sich dann der Öffentlichkeit zum ersten Mal als Museumsschiff.

Bis heute verdient das Schiff seinen Unterhalt mit Fahrten für zahlende Gäste, die Crew an Bord arbeitet ehrenamtlich. Das ist nicht nur Männersache. Es sind auch Frauen wie Kristina Usko dabei, die bei einem Elbspaziergang das schöne Schiff entdeckte und seither mitarbeitet. "Ursprünglich hatte ich ja keine Ahnung", bekennt sie heute, drei Jahre später, freimütig. Aber während der Wintermonate lernte sie wie einige weitere Enthusiasten in einem Arbeitskreis, was alles notwendig ist, um zu segeln und ein Schiff zu warten. Während der Sommermonate folgte die Praxis.

Die aktuelle Reparatur war mit rund 70 000 Euro verschlagt worden. Das Geld sammelte der Museumshafenverein mithilfe von Spendenaktionen ein, an denen sich auch die Gastronomiebetriebe um den Hafen beteiligten. Als die Arbeiten begonnen hatten, tauchten neue, reparaturbedürftige Stellen auf, sodass zum Schluss 100 000 Euro auf der Rechnung standen. Über die Ostertage erledigte die Crew die letzten Arbeiten, schlug die Segel wieder an und brachte Ausrüstung an Bord. Jetzt können wieder Gästefahrten gebucht werden. Und jeder, der sich ein paar schöne Stunden an Bord macht, trägt zum Erhalt des "Freiherr von Maltzahn" bei. Wer den "Freiherrn" betrachten möchte, kann dies beim Open Ship am Freitag, dem 6. Mai, von 20 Uhr bis 22 Uhr im Museumshafen Oevelgönne tun. In Fahrt erlebt man das Schiff am Sonnabend ab elf Uhr bei der Parade der Museumsschiffe vor den Landungsbrücken und am Sonntag ab 16.30 Uhr, wenn sich die Schiffe vor den Landungsbrücken zur Auslaufparade formieren.