Ein Kommentar von Peter Wenig

Ein Blick ins Internet dürfte Manuel Neuer gereicht haben, um zu sehen, welches Beben er mit seinem voraussichtlichen Wechsel zum FC Bayern München auslösen wird. Binnen vier Stunden kommentierten 4000 Nutzer seinen Facebook-Eintrag, in dem er seinen Abschied vom FC Schalke 04 ankündigte. Begriffe wie "Judas" und "Verräter" zählten noch zu den vergleichsweise harmlosen Kommentaren.

Manuel Neuer wird in den kommenden Wochen durch ein Stahlbad gehen. Ausgerechnet in der für Schalke 04 alles entscheidenden Phase dieser Saison mit Champions-League-Halbfinale und DFB-Pokal-Endspiel platzt die Nachricht, dass das größte Idol der jüngsten Schalker Vereinsgeschichte wohl zum verhassten FC Bayern gehen wird. Niemand kann seriös einschätzen, wie die Schalke-Fans bei den nächsten Auftritten Neuers reagieren werden. Sicher ist nur, dass Neuer im Brennpunkt stehen wird wie noch nie. Jeder Fehler wird sofort die Frage auslösen, ob er dem Druck noch gewachsen ist. Hinzu kommt, dass man ihn auch an seiner neuen Wirkungsstätte nicht mit offenen Armen empfangen wird - viele Bayern-Fans hatten mit Plakaten und wüsten Schimpftiraden gegen seine Verpflichtung protestiert.

Dass Neuer den Schritt dennoch wagt, verdient Respekt. Bei Schalke hätte er kaum weniger verdient - der Klub war bereit, über die Schmerzgrenze zu gehen, um ihn zu halten. In seinem Wohnzimmer bleiben wäre die bequemere Alternative gewesen. Aber Neuer spürt, dass er den Schritt zu den Bayern gehen muss, um das zu werden, was er für manche Experten schon ist: der beste Torwart der Welt.