Die drei Stifter Michael Otto, Christian Jacobs und Michael Neumann wollen bessere Lebensbedingungen in armen Ländern erreichen.

Hamburg. Drei erfolgreiche Unternehmer starten ein Projekt für die Dritte Welt: Die Stifter Michael Otto, J. Christian Jacobs und Michael R. Neumann haben gestern in der Wohltäterbranche eine neue Allianz geschmiedet. Die Hamburger, von denen sich jeder bereits seit Jahren für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bauern und Kindern in den Entwicklungsländern engagiert, haben unter dem Namen Sustaineo eine Stiftungsallianz gegründet. Ein Ziel ist, die Kleinproduzenten, die Baumwolle, Kaffee und Kakao anbauen, über mehr Bildung in die Lage zu versetzen, ihre Lebensbedingungen und die ihrer Familien zu verbessern.

Durch eine Zusammenarbeit ihrer drei eigenständigen Stiftungen versprechen sich die Initiatoren, die zusammen pro Jahr 15 Millionen Euro investieren können, mehr Effizienz ihrer Arbeit und den Aufbau neuer Projekte. Das Ziel ist klar definiert: Kleinbauern sollen beim Entstehen nachhaltiger Produktionssysteme unterstützt werden - die Stifter wollen dafür sorgen, dass die Bauern von höherer Produktivität und besseren Marktzugängen profitieren. "Eine Professionalisierung des unternehmerischen Handelns der Kleinbauern bietet eine große Chance, die meist sehr geringen Erlöse zu steigern", sagte Michael R. Neumann. Die sei auch nötig, um die steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln decken zu können.

Laut der Stifter leben in tropischen Ländern mindestens eine Viertelmilliarde Menschen vom Anbau von Kaffee, Kakao und Baumwolle. Doch die Methoden seien zum Teil völlig veraltet. "Beim Kaffee liegt die Produktivität der Kleinbauern im Vergleich zu den Großplantagen nur bei zehn bis 40 Prozent", sagte Neumann. Die Neumann-Gruppe ist Weltmarktführer im Kaffeehandel. Michael R. Neumann selbst ist Kuratoriumsvorsitzender der Hanns-R.-Neumann-Stiftung in Hamburg.

Mit mehr Wissen könnte zum Beispiel eine Gemeinde in den Tropen in die Lage versetzt werden, Teile der Ernte auch selbst zu vermarkten und sich so Zugang zu weiteren Teilen der Wertschöpfungskette zu verschaffen, sagte Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender des Versandhändlers Otto Group. Mit seiner Initiative Cotton Made in Afrika gibt Otto eine mögliche Richtung vor. Neben dem nachhaltigen und effizienten Anbau von Baumwolle durch die Bauern wurde in den vergangenen Jahren ein Netz von 20 internationalen Unternehmen aufgebaut - darunter Puma, Rewe und Tchibo -, die die Produkte der Kleinbetriebe vermarkten.

Dass die Produzenten von Kaffee, Kakao und Baumwolle begünstigt werden sollen, liegt an der Geschichte der Initiatoren. Michael Otto hat neben anderen Stiftungen 2005 die Aid by Trade Foundation gegründet, zu der auch Cotton Made in Africa gehört. "Ziel ist, durch Handel Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und so den Erhalt lebenswichtiger Ressourcen und die Zukunftsfähigkeit folgender Generationen in den Anbaugebieten zu sichern", sagte Otto.

Die Hanns-R.-Neumann-Stiftung, die es seit 2005 gibt, engagiert sich für kleine Kaffeebauern. "Aktuell laufen 20 Projekte in zwölf Ländern, in die rund 80 000 Familien von Kleinbauern eingebunden sind", sagte Neumann. Die in Zürich ansässige Jacobs Foundation wurde als private Stiftung 1988 von dem ehemaligen Kaffeeunternehmer Klaus J. Jacobs gegründet. Größtes Projekt war bislang die 200 Millionen Euro teure Jacobs Universität in Bremen. Sein ältester Sohn Christian ist Mitglied im Stiftungsrat und war von 2001 bis 2004 Vorsitzender der Jacobs Holding mit Beteiligungen an Firmen wie dem weltweit größten Personaldienstleister Adecco und dem Weltmarkführer bei Kakao- und Schokoprodukten Barry Callebaut. Danach wurde er Sozius der Wirtschaftskanzlei White & Case.

"Um den Kreislauf von Kinderarbeit, Kindermigration und Armut in den Entwicklungsländern zu durchbrechen, steht vor allem die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen im Blickpunkt. Entwicklung heißt zunächst einmal Bildung, Bildung und noch einmal Bildung", begründet Jacobs, warum seine Stiftung zahlreiche Projekte unter anderem in Kakaoanbaugebieten an der Elfenbeinküste fördert, die Kindern den Weg zur Bildung erleichtern sollen. Gemeinsam stiften, wobei jede der drei Institutionen ihre Selbstständigkeit behält, ist nicht das einzige Vorhaben von Sustaineo. "Wir bieten uns der Politik als starker Partner an", sagte Otto und verweist darauf, dass laut einer Weltbank-Studie 85 Prozent der gezahlten Entwicklungsgelder in anderen Kanälen versickerten. Er forderte ein Umdenken zu mehr Hilfe zur Selbsthilfe. Die Hamburger Allianz biete dazu das Know-how an. Man werde den Dialog mit der Entwicklungspolitik aktiv suchen, aber auch einfordern.