Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Zwölf von 18 Bundesligavereinen haben in dieser Saison oder spätestens an deren Ende ihren Trainer gewechselt, manche sogar mehrmals. Oft war die Tinte auf dem Vertragspapier noch nicht trocken, wenn es sich die Vorstandsbosse wieder anders überlegten.

Frank Schaefer könnte als weitere Nummer in der unrühmlichen Liste von Christian Gross bis Louis van Gaal abgehakt werden. Aber der 47-Jährige, der seinen Job beim 1. FC Köln nach gerade mal einem halben Jahr zum Saisonende quittiert und einen ausgehandelten Zweijahresvertrag an einem der spannendsten Arbeitsplätze der Liga zurückgehen ließ, gehört in eine andere Kategorie. Er tat das, wovon viele Arbeitnehmer träumen, was sich aber nur ganz wenige trauen und erlauben können. Er stellte seine Prinzipien über das Geld.

Dass jetzt in Köln Krokodilstränen über den Verzicht des ach so beliebten Trainers vergossen werden, passt ins Bild. Gerade diejenigen, die nun am lautesten jammern, haben Schaefer das Leben über das erträgliche Maß hinaus erschwert. Ob es um Details aus Mannschaftssitzungen ging oder um Bewertungen seiner Religiosität - der Trainer, der den 1. FC Köln immerhin aus der unmittelbaren Abstiegszone führte, mochte nicht mehr.

Immer häufiger beklagen Trainer die Kälte im darwinistischen Auslesewettbewerb Profifußball. Doch Konsequenzen ziehen sie nicht. Im Gegenteil. Nach einer Trennung heuern die meisten von ihnen rasch wieder auf der nächsten Station ihres sportlichen Leidenswegs an. Frank Schaefer ist leider ein Einzelfall.