André Schmitz, 53, Berliner Kulturstaatssekretär, war Referent des Hamburger Kultursenators Ingo von Münch

1. Hamburger Abendblatt:

Wie kann es sein, dass Kommunen sich bei Prestige-Projekten wie der Elbphilharmonie immer wieder dramatisch verrechnen?

André Schmitz:

Wir haben so etwas in Berlin im Kleinen mit dem Architekten Zumthor und der "Topographie des Terrors" auch erlebt. Ich will mir jetzt kein Urteil über Hamburg anmaßen. Aber wenn ambitionierte Architektur mit schlechter Planung, schlechtem Controlling, schlechten Verträgen und einem politisch gewollten Projekt zusammenkommt, dann haben Sie möglicherweise so etwas wie die Elbphilharmonie. All das zusammengenommen ergibt eine ungute Kombination. Möglicherweise könnte das in Hamburg so gelaufen sein.

2. Anderseits gibt es aber auch Projekte, bei denen alles glattgeht und die Kosten im Rahmen bleiben. Woran liegt das dann?

Schmitz:

Strenges Controlling und klare Verantwortlichkeiten sind wichtig. Bei öffentlichen Bauten - und das nicht nur im Kulturbereich - hat man oft mehrere Behörden, die zuständig sind. Das ist nicht gut. Und natürlich braucht man auch ein Polster für Unvorhergesehenes.

3. Was muss man als öffentlicher Bauherr tun - und lassen -, um nicht von Baufirmen bei Nachforderungen über den Tisch gezogen zu werden?

Schmitz:

Gute Verträge abschließen und von Anfang an ein unabhängiges Controlling installieren.

4. Welchen Eindruck macht die Problem-Baustelle Elbphilharmonie auf Sie als ehemaliger Hamburger Kulturpolitiker und Berliner Kulturstaatssekretär?

Schmitz:

Ich bin froh, dass ich dieses Problem in Berlin nicht habe, kann ich Ihnen nur sagen. Diese Dimension ist für Außenstehende kaum noch nachvollziehbar. Aber ich denke, jetzt kann es nur noch darum gehen, die Elbphilharmonie auch fertig zu bauen. Das ist für Hamburg eine ganz wichtige Baustelle. Sie soll ja auch ein Wahrzeichen für die Stadt werden, so habe ich das jedenfalls von außen wahrgenommen. Hamburg muss jetzt alle Anstrengungen machen, um diesen Bau sinnvoll zu Ende zu bringen. Da hat man jetzt gar keine Alternative mehr.

5. Was würden Sie Ihrer Berliner Kollegin, der neuen Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler, empfehlen, um wieder die Kontrolle über das Geschehen und die Kosten zu bekommen?

Schmitz:

Da ich die Kollegin sehr gut kenne, weiß ich auch, dass sie gut und erfahren genug ist und von mir an dieser Stelle keinerlei Ratschläge benötigt.