Weniger ist mehr: Während der Fastenzeit hat Thomas Kärst, 43, keinen Alkohol angerührt - und am Ende doch gewonnen. Eine neue Erkenntnis. "Ich bin und kann mehr, als ich im eingefahrenen Alltag aus mir mache", sagt der Chefredakteur beim ökumenischen Verein Andere Zeiten, der während der Fastenaktion mehr als 20 000 Teilnehmer mit Briefen unterstützt hat. "Ich wollte nicht nur auf eine lieb gewonnene Gewohnheit verzichten, sondern mich auch auf Neues einlassen."

Ein anderes Getränk, einen unbekannten Weg zur Arbeit, eine neue Freizeitbeschäftigung. "Das war eine tolle Erfahrung", sagt Thomas Kärst, räumt aber ein, dass es wie immer beim Verzicht auf etwas durchaus viele Höhen und Tiefen gegeben habe. Höhen, wenn er Zuspruch von Freunden, aber auch Fremden bekommen hat. Wenn er abends feierlich eine besondere Flasche Saft geöffnet und aus einem Weinglas getrunken hat. Tiefen, wenn er mit Freunden in der Kneipe war und alle Bier getrunken haben - und er sich an einem Glas Apfelsaft festhielt.

Dann hat der Journalist die Zähne zusammengebissen, gelächelt und an die Flasche argentinischen Rotweins gedacht, die er Ostersonntag trinken wird. Wenn die Fastenzeit zu Ende ist - für dieses Jahr. Nächstes Jahr wird Thomas Kärst wieder "Sieben Wochen ohne" machen. Ohne mobiles Internet. Ohne unterwegs E-Mails zu checken oder im Internet zu surfen. Das wird im technikgetriebenen Alltag ein großer Verzicht, das weiß er schon jetzt. Aber es wird am Ende auch ein großer Gewinn für ihn sein.