Dresden zieht vor Gericht, in Hannover ermittelt Polizei, BaFin prüft Aktiendeal

Nicht nur in Hamburg, auch in anderen Städten interessieren sich Behörden für die Geschäfte der Gagfah. In Hannover stellte die Polizei Ende März Strafanzeige "wegen Verdachts der Körperverletzung durch Unterlassen", wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtet. Eine 83-Jährige war aus einem Aufzug gestürzt, weil dieser 17 Zentimeter über dem Hausflur gehalten hatte. Sie hatte sich am ganzen Körper schwere Prellungen zugezogen. Die Feuerwehr musste die Frau ins Krankenhaus bringen. Laut "HAZ" war es bereits der zweite Vorfall dieser Art in der Gagfah-Seniorenwohnanlage in der Gorch-Fock-Straße.

Die Stadt Dresden hat andere Probleme mit dem einst gefeierten Investor. Für rund 1,7 Milliarden Euro hatte die Stadt 2006 ihre 48 000 Wohnungen an die Gagfah verkauft. Als erste deutsche Großstadt konnte sich Dresden so von allen Schulden befreien. Das Risiko für die Kommune schien gering, denn der Investor unterschrieb eine umfassende Sozialcharta. Gegen diese Auflagen soll die Gagfah nun verstoßen haben. Die Klagesumme ist unklar, einzelne Medien schrieben von mehr als einer Milliarde Euro und einer drohenden Gagfah-Pleite. Vom Unternehmen gibt es dazu keine Stellungnahme. Zurzeit werde die Klageschrift geprüft. Die Deutsche Rentenversicherung, deren Rechtsvorgänger BfA der Gagfah 80 000 Wohnungen verkauft hatte, will von der Stadt Dresden nähere Auskünfte einholen und gegebenenfalls gesondert prüfen, ob die eigenen Vertragsauflagen eingehalten werden.

Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) befasst sich mit dem Vermieter. Es läuft eine "routinemäßige Analyse" eines Aktien-Deals des Gagfah-Chefs William J. Brennan. Dieser hatte Anfang Februar Aktien für 4,7 Millionen Euro verkauft, nur knapp einen Monat, bevor Dresden die Klage bekannt gab. Wusste er von der Klage und wollte schnell Kasse machen, bevor die Aktie fällt? Nein, sagt die Gagfah. "Der Verkauf fand im Einklang mit allen internen Vorgaben statt und ist gemäß der gesetzlichen Vorgaben öffentlich gemacht worden." Die Gerüchte über Insiderhandel basierten auf einem Presseartikel.