Die international anerkannte Chiropraktikerin Gesine Lunau über ihre handfesten Erfahrungen

Chiropraktiker - oder Chiropraktoren - können während der Behandlung auch Langzeitschäden erkennen; typische Fehlhaltungen, die sich über Jahre manifestiert haben.

Hamburger Abendblatt:

Welches sind die häufigsten Beschwerden, mit denen Patienten zu Ihnen kommen?

Gesine Lunau:

Die meisten haben Rückenschmerzen. Ob es sich letztendlich tatsächlich um ein reines Rückenproblem handelt, stellt sich dann hier vor Ort heraus. Typische Symptome sind außerdem Schulterschmerzen, ein steifer Nacken und Kribbeln in den Armen und Beinen.

Wie lange kann es dauern, bis man beschwerdefrei ist?

Lunau:

Das hängt davon ab, was es ist. Hat sich jemand akut beim Fußballspielen verletzt, dann kann das mit ein, zwei Behandlungen behoben sein. Bei anderen Beschwerden - auch den verschleppten - dauert es länger, weil man darauf hinarbeitet, die Beschwerden vollständig zu beseitigen. Jedoch sollte sich nach vier oder fünf Behandlungen eine Verbesserung um etwa 50 Prozent einstellen.

Können auch Kinder behandelt werden?

Lunau:

Unbedingt, denn die Heilungserfolge sind schnell erkennbar. Bei Babys ist das ganz besonders toll und wirkungsvoll. Werden hier frühzeitig Stellungsfehler behoben, können spätere Beschwerden mitunter gar nicht erst entstehen. Bei sogenannten Schrei-Babys kann die Ursache sowohl eine Kolik sein als auch ein gereizter Nerv, der erst viel später als Schiefstellung der Halswirbelsäule erkennbar werden kann ...

... und die Eltern verzweifeln lässt!

Linau:

Bis das ersichtlich wird, hat man ruhelose Tage und Nächte hinter sich und ist mit den Nerven am Ende. Die kleinen Wesen werden erst gepresst, dann aber vielleicht doch gezogen und per Kaiserschnitt geholt - da kann sich schon mal was verdrehen. Und weil Babys nicht sagen können, wo es ihnen wehtut, muss man das ertasten.

Wann sollte man zu Ihnen kommen?

Lunau:

Im Idealfall gleich, sobald man merkt, da stimmt was nicht. Viele Probleme bauen sich erst über lange Zeit auf. Dauerhafte, einseitige Belastungen oder eine unentdeckte Fehlstellung können dann Jahre später zu ernsthaften Beschwerden führen.

Was denn zum Beispiel?

Lunau:

Ganz unterschiedliche Dinge: Vielleicht hatte man mal einen Unfall, bei dem ein Schleudertrauma diagnostiziert wurde und "nur" die Halswirbelsäule behandelt wurde. In Wahrheit hat sich aber auch ein Lendenwirbel verschoben, der im Laufe der Jahre unbemerkt zu einer Schonhaltung geführt hat und erst viel später zu anderen Beschwerden führt. Eine falsche Arbeitshaltung kann ebenso der Grund sein wie permanentes Laufen in zu hohen oder zu engen Schuhen. Je früher man kommt, desto besser.

Was kann der Patient zur Gesundung beitragen?

Lunau:

Indem er Dinge ändert: Wenn man zum Beispiel den Computer seitlich links auf dem Schreibtisch stehen hat, ist es ganz logisch, dass man Probleme im Schulter- und Nackenbereich bekommt. Die linke Halsmuskulatur verkürzt sich mit der Zeit, die rechte wird überdehnt, und der Arm, mit dem man die Maus bedient, wird ebenfalls einseitig belastet. Die richtige Sitzposition am Schreibtisch, eine rückenschonende Hebeposition oder ausgleichende Haltung beim Tragen können den großen Unterschied bewirken.

Wer ist empfänglicher für die Chiropraktik, Frauen oder Männer?

Lunau:

Das kann man nicht unbedingt auf das Geschlecht bezogen sagen. Es kommt immer darauf an, wie jemand für sich Wohlbefinden und Heilung definiert. Chiropraktik geht schnell, mit den richtigen Handgriffen lässt sich bereits nach kurzer Zeit eine Linderung der Schmerzen erzielen. Diese Effektivität liegt vor allem den Männern, aber auch viele Frauen sind froh, wenn sie bei mir nach einer Viertelstunde rausgehen und es ihnen bessergeht.