Regina Siewert versucht, ihre Krebserkrankung zu beherrschen. Nicht umgekehrt

Eigentlich will sie ja nach Äthiopien fliegen. Doch stattdessen wird Regina Siewert im März 2009 operiert. Bauchspeicheldrüsenkrebs lautet die Diagnose, ein Krebs im Zentrum des Körpers, einer, der die schlechtesten Prognosen hat. Bauchspeicheldrüsenkrebs macht im Anfangsstadium selten Schmerzen, fällt häufig nur durch eine Gelbsucht auf. "Mir wurde gesagt, die meisten überlebten nur einige Monate", erinnert sich die ehemalige Leiterin einer Volkshochschule.

Sie will wissen, was sie außer Operation und Chemotherapie noch tun kann. Vielleicht ihre Ernährung umstellen? "Man riet mir, ruhig alles zu essen, was mir schmeckt, also auch so schwere Sachen wie Kartoffelsalat. Ich hatte den Eindruck, die Schulmedizin hat mir wenig zu bieten, um selbst etwas gegen den Krebs tun zu können."

Von ihrem Sohn erfährt sie von der Silima-Klinik im Allgäu, an der eine Verbindung von Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) und klassischer Krebstherapie angeboten wird. Doch erst nach mehreren Telefonaten entscheidet sie sich, die sechsmonatige Chemotherapie im Allgäu zu beginnen. "Die Frage war, worauf lasse ich mich da ein?" Heute empfindet sie ihre Entscheidung als Glücksfall: Die Ärzte stellen ihr chinesische Heilkräuter zusammen, sie beginnt, ihre Ernährung auf makrobiotische Kost umzustellen. Kein Brot, keine Milch, kein Zucker; dafür viel Gemüse und Getreide, dreimal am Tag warmes Essen. In den vergangenen zwei Jahren hat sie jedoch elf Kilo abgenommen. Sie muss darauf achten, nicht noch mehr an Gewicht zu verlieren.

Regina Siewert merkt, dass die Mischung aus Heilkräutertees und makrobiotischer Ernährung ihr guttut. Im Vergleich zu anderen Patienten leidet sie weniger an Nebenwirkungen. "Viele kämpften mit Übelkeit, schlimmen Durchfällen und Blähungen. Ich nicht so sehr." Sie ergänzt die Therapie durch Akupunktur und die chinesische Bewegungsform Qigong, deren langsamen Bewegungsabläufe den Stoffwechsel und den Energiehaushalt stabilisieren.

Zurück in Hamburg, sucht sie sich Ärzte ihres Vertrauens, einen TCM-Arzt, einen internistischen Onkologen und einen anthroposophischen Mediziner, bei dem sie sich zusätzlich mit einer Misteltherapie behandeln lässt. Darüber hinaus nimmt sie das Verdauungsenzym Lipase ein, das der Onkologe ihr verschreibt. "Alle drei Ärzte reagieren verhalten, wenn sie hören, welche Methoden ich kombiniere, sie sind aber grundsätzlich offen für alles", sagt Regina Siewert.

Auf ihrer Suche nach weiteren komplementären Methoden sucht sie auch die Beratungsstelle für biologische Krebsabwehr auf. Auch um das Gefühl zu bekommen, selbst etwas tun zu können und die Krankheit beherrschen zu können. "Ich wollte nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen. Ich wollte den Ärzten zeigen: Moment, so schnell gebe ich nicht auf!"

Manche ihrer Freundinnen oder Bekannten mit Krebs sind skeptisch, wie Regina Siewert gegen die Krankheit angeht. Ihr Mann unterstützt sie rückhaltlos dabei, auch wenn er nicht immer makrobiotische Kost auf dem Teller hat. Regina Siewert lächelt. "Ob mir der besonders gute Operateur am UKE, meine gute Konstitution oder die begleitenden Maßnahmen geholfen haben, weiß ich nicht. Bei TCM und Misteltherapie wird zwar gesagt, dass nichts bewiesen sei. Doch ich lebe noch, und nicht wenige sind wohl überrascht davon."