Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Sie ist oft mit Häme überschüttet und längst totgesagt worden - die Sportstadt Hamburg. Gerecht waren diese Urteile nie, manche Enttäuschung jedoch verständlich. Nach der verlorenen nationalen Olympiakandidatur im April 2003 gegen Leipzig hauchten viele Politiker ihre Begeisterung für den Sport ähnlich schnell wieder aus, wie sie sie in der allgemeinen Olympia-Euphorie zuvor eingesogen hatten. Der Verdacht, Hamburgs Olympiabewerbung sei ein One-Night-Stand, geleitet von rein wirtschaftlichen Interessen, lebte wieder auf.

Er kann entkräftet werden. Die Sportstadt, die 2001 für Olympia als Idee auf die Rampe geschoben worden war, existiert. Der Ausbau des Sportparks Dulsberg, die 2006 fertiggestellte Leichtathletik-Trainingshalle in Winterhude, die neuen Arenen im Volkspark, die dort angesiedelten Profiteams der HSV-Handballer und der Freezers, dazu Massen-Events wie der Marathon, der Triathlon und die Cyclassics mit ihrer Hamburg-eigenen Mischung aus Breiten- und Spitzensport belegen ihre Vitalität.

Inzwischen sind selbst die Sportler willkommen. Die Bürgerschaft beschloss eine Profilquote für studierende Leistungssportler an Hamburger Hochschulen, Stadt und Wirtschaft bieten Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Kaderathleten an, die Stiftung Leistungssport schafft und unterstützt Strukturen bei der Talentsichtung und -förderung. Was noch fehlt? Dass sich die Politik an die Spitze der Bewegung setzt, die Schlagkraft aller Mitspieler bündelt und klare Ziele für die nächsten zehn Jahre vorgibt. Die Hoffnung, dass der neue Sportsenator Michael Neumann diesen Auftrag verstanden hat, scheint nicht unbegründet. Seine ersten Gespräche mit Vertretern des Sports lassen darauf schließen. Gemessen wird aber auch er an Taten.