Der traditionelle chinesische Arzt ist feiner Beobachter und hartnäckiger Detektiv zugleich

Ob Heuschnupfen, Neurodermitis oder Nesselsucht: Allergien gehören zu den Erkrankungen, bei denen die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) besonders wirksam ist. Auch bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa sowie dem Burn-out-Syndrom und Schlafstörungen werden gern TCM-Experten konsultiert.

Warum stößt die Schulmedizin gerade bei chronischen Erkrankungen und diffusen komplexen Beschwerdebildern immer wieder an ihre Grenzen? Möglicherweise liegt dies daran, dass der im Westen anerkannte Allgemeinmediziner vor allem ein Organsystem kennt und häufig die Ansicht vertritt, dass sich jedes Organ - ob Lunge, Niere oder Herz - bei allen Menschen immer gleich verhält und daher immer mit denselben standardisierten Therapien behandelt werden kann.

"Nach der westlichen Medizin ist es schwer zu erklären, warum jemand am Tag kalte Füße und nachts dagegen heiße Füße hat. In diesen Fällen kann das Problem nicht mehr isoliert betrachtet werden", sagt die Heilpraktikerin Sigrid Molineus aus Altona, die eine Zusatzausbildung in chinesischer Kräuterheilkunde absolviert hat. Im Unterschied zur klassischen Schulmedizin hat er den ganzen Menschen und die funktionellen Zusammenhänge im Fokus und versucht herauszufinden, wo eine Krankheit ihren Ursprung hat. Zur abschließenden Diagnose werden dann noch unzählige weitere Kriterien herangezogen. Doch am meisten Aufschluss gibt ihm die Zungendiagnose "Die Zunge liefert über einen direkten Blick auf deren Schleimhaut Informationen über die inneren Organe und damit einen Schnappschuss der aktuellen Körperregulation", erklärt Dr. Sven Schröder vom TCM-Zentrum im UKE. Auch das Fühlen des Pulses gibt ihm zusätzlich viele Hinweise.

Bevor ein chinesischer Arzt einen Patienten behandeln kann, muss er dessen äußeren Lebensumstände und seine Biografie kennen und wissen, welche Emotionen bei ihm vorherrschen. Das kann er nur in einem ausführlichen Patientengespräch erfahren. Manchmal kann das bereits lindernd wirken.