“Bericht zur Situation der Bezirksämter“: Personalmangel verzögert jede zweite Baumaßnahme

Hamburg. In den sieben Bezirksämtern können insgesamt 410 Stellen (entspricht 6,3 Prozent) nicht besetzt werden, weil kein Geld zur Verfügung steht. 20,5 Millionen Euro fehlen allein dafür - das geht aus dem "Bericht zur Situation der Bezirksämter" hervor, der dem Abendblatt vorliegt.

Demnach betreffen 305 unbesetzte Stellen direkte Anliegen der Bürger. Sie zu besetzen würde allein 15,3 Millionen Euro kosten. Stattdessen sollen die Bezirke aber elf Millionen einsparen. Dazu sehen sich die Bezirksämter jedoch nicht in der Lage und fordern im Gegenzug, eine der Bevölkerungsentwicklung entsprechende (seit 2001 ist Hamburg um 80 000 Einwohner gewachsen) Ausstattung - zumal bis 2020 etwa 15 000 öffentliche Bedienstete in den Ruhestand gehen und 58 000 Einwohner hinzukommen werden.

Schon jetzt könnten 56 Prozent der Baumaßnahmen im öffentlichen Raum, trotz zur Verfügung stehenden Geldes, wegen Personalmangels nicht durchgeführt werden. Gravierende Defizite sehen die Bezirksämter auch bei den Ausweis-Stellen (dort fehlen 49 Stellen), in den Ausländerabteilungen (28 Stellen), bei der Kindertagesbetreuung (24), in den Wohngeldstellen (33) und der Lebensmittelüberwachung (32).

Die Gewerkschaft Ver.di sieht die Situation daher mit gemischten Gefühlen: "Wir begrüßen die Initiative für klarere Strukturen und die Stärkung der Bezirke", sagt Fachbereichsleiterin Sieglinde Friess. "Wir sind aber sehr in Sorge bezüglich der Beschäftigtensituation und erwarten eine bessere Personalausstattung." Die Mitarbeiter befänden sich "am Rande ihrer Belastungsgrenze" und könnten nicht noch mehr Aufgaben übernehmen.