Ein Kommentar von Peter Wenig

Wer gestern Uli Hoeneß zuhörte, konnte glauben, dass der FC Bayern soeben von einem wahren Dilettanten erlöst worden sei. Der Präsident des FC Bayern zeterte im Zusammenhang mit der Entlassung von Louis van Gaal über ein "übergelaufenes Fass", einen "total verunsicherten Verein" und eine "Zwangsjacke", in der der Verein gesteckt habe. Vom "Torwarttheater, mit dem der Scheiß losgegangen sei", ganz zu schweigen.

Nur zur Erinnerung: Noch im Sommer 2010 war Louis van Gaal mit Double und Champions-League-Finaleinzug der Macher des neuen FC Bayern. Die Vorstandsetage kriegte sich gar nicht mehr ein vor Begeisterung über das selbst ernannte "Feierbiest".

Nun ist es in der Bundesliga im Allgemeinen und beim Rekordmeister im Besonderen üblich, dass Erfolgslorbeer schnell verwelkt. Und doch ist der Fall van Gaals ein besonderer. Stand doch der Holländer wie kein Zweiter für den neuen Jugend-Stil der Bayern. Spieler wie Thomas Müller oder Holger Badstuber wurden unter ihm zu Nationalspielern. Die Sympathiepunkte für den erfrischenden Offensivgeist darf der oft so arrogant wirkende Trainer getrost auf seinem Konto verbuchen.

Mag sein, dass es van Gaal am Ende übertrieben hat. Womöglich war der Wechsel im Tor von Routinier Hans-Jörg Butt zur Nachwuchs-Hoffnung Thomas Kraft der eine Wechsel zu viel. Und sicherlich hätte van Gaal einen Top-Verteidiger verpflichten müssen.

Aber: Van Gaal hat mit seinem Kurs gegen die Chefetage viel bewirkt. Schade, dass einer wie er durch die Hintertür verschwinden muss.