Eine Glosse von Axel Tiedemann

In der Wissenschaft gibt es immer wieder erstaunliche Entdeckungen. So jüngst eine bis dato unbekannte Naturkraft, die in der Physik etwas macht, das ich auch nach etlichen Malen Nachlesen nicht so recht verstanden habe. Ein ähnliches, mich noch mehr verblüffendes Phänomen, ist diese anstehende Heirat auf der Insel. Kate und William heißen sie. Er ist dort Prinz, glaube ich. Sie? Keine Ahnung. Auf jeden Fall heiraten die, was als solches nicht unbedingt faszinierend ist, aber wohl überlegt sein sollte. Von den Protagonisten selbst, meine ich. Doch bei solchen Eheanbahnungen in der Blaublutliga muss es ebenfalls eine unbekannte Naturkraft geben, die Millionen von anderen, völlig Unbeteiligten in ihren Bann schlägt. Reflexartig, gesteuert von einem unbewussten Untertan-Gen vielleicht. Wer weiß?

Längst machen sich kluge Köpfe diese Anziehungskraft zunutze, um daran zu verdienen. In Hamburg entwickelte ein Tüftler Teebeutelchen mit Figuren der beiden Ehekandidaten. In die Tasse gehängt, sehen sie dann aus, als würden sie sich im trüben Themsewasser rekeln. Nicht schlecht. Bei uns geht der Adel nur beim Abschreiben baden.

Doch warum muss nun ein Hamburger britische Devotionalien entwickeln? Gibt's da nichts aus der eigenen Stadt? Ich würde zum Beispiel Kaffeefilter mit dem neuen Bürgermeister-Konterfei kaufen, weil Olaf Scholz immer so hintergründig lächelt, wenn man ihn nach der Finanzierung seiner Wahlversprechen fragt. Motto: Ganz schön abgebrüht, der Neue. Oder was wäre mit Frühstücksbechern im Elbtunnel-Look? "Damit sie morgens schon wissen, wo Sie stehen werden", könnte man draufschreiben. Vieles wäre da möglich. Aber nun werden es diese royalen Teebeutel. Wie gesagt, eine Naturkraft muss dahinterstecken, die es noch zu entdecken gilt.