Nach der Atomkatastrophe in Japan kommt die “MOL Majesty“ am Dienstag nach Hamburg. Das Schiff soll normal in Altenwerder abgefertigt werden.

Hamburg. Sie kommt am kommenden Dienstag die Elbe hinauf. Die "MOL Majesty" ist das erste Schiff, das nach der atomaren Katastrophe in Japan ausgelaufen ist und nun Hamburg erreicht, wie das Abendblatt aus Hafenkreisen erfuhr. Am 13. März, zwei Tage nach dem Erdbeben, verließ der gut 300 Meter lange Containerfrachter Tokio. "Besondere Vorkommnisse an Bord oder Strahlenbelastungen sind uns nicht bekannt, die Mannschaft ist wohlauf", sagt Jan Holst, Geschäftsführer der deutschen Tochter der japanischen Großreederei MOL, über die Situation an Bord. Das Schiff liege im Fahrplan. Es habe bisher keine Probleme mit Hafenbehörden gegeben. Dennoch soll bevor das Schiff Rotterdam erreicht ein unabhängiger Messtrupp per Hubschrauber oder Boot an Bord gebracht werden "Wir wollen jede Gefahr für Besatzung und Fracht ausschließen."

Neun Reedereien setzen ihre Schiffe derzeit in zwei Diensten zwischen Europa und Fernost ein und laufen dabei auch japanische Häfen an. Damit kommen von nun an pro Woche jeweils zwei Frachter aus dem von der Atomkatastrophe betroffenen Land in den Hamburger Hafen. Klar ist: Keines dieser Schiffe fährt in Europa direkt die Hansestadt an. Zuvor machen alle Frachter entweder in Le Havre, in Southampton oder in Rotterdam Station. "In Hamburg werden wir so immer schon Informationen über die Schiffe haben", sagt Andreas Brummermann, der stellvertretende Hafenkapitän.

Die "MOL Majesty" gehört auch in den Niederlanden zu den ersten betroffenen Frachtern. "Bei den Frachtern, die Japan kurz nach den Katastrophen verlassen haben, wägen wir aber noch ab, inwieweit sie betroffen sein können. Die Kontrollen werden vom 14. April an verschärft", sagt Hafensprecher Minco van Heezen dem Abendblatt. Dazu werde jedes Schiff vor dem Einlaufen in den Hafen, danach die Container auf den Terminals und schließlich die Waren beim Verlassen der Lager geprüft. "Wenn zu hohe Strahlenwerte gemessen werden, kommt ein Schiff gar nicht erst in den Hafen", sagt van Heezen.

+++ Service: Schiffspositionen im Hamburger Hafen und auf der Elbe +++

In Hamburg hat die Innenbehörde zusammen mit den Hafenfirmen und der Hamburg Port Authority ihre Strategie weitgehend festgelegt. Erster Schritt ist eine Anfrage vom bundesweiten Kontrollpunkt für die deutschen Hoheitsgewässer in Wilhelmshaven. Ihr Ziel: Die Behörden wollen wissen, ob sich die auf deutsche Häfen zulaufenden Schiffe in einem von dem Atomunfall betroffenen Gebiet befunden und ob bereits Messungen in anderen Häfen stattgefunden haben. "Wenn dabei eindeutige Daten vorgelegt werden können, werden wir nicht eingreifen", sagt Holger Poser, der Leiter des Referats Katastrophen- und Bevölkerungsschutz in der Innenbehörde. Ist das jedoch nicht der Fall, soll die Wasserschutzpolizei in Brunsbüttel an Bord gehen und Daten erheben. "Würde sich ein Verdacht erhärten, würden wir die Schiffe in Finkenwerder an die Pfähle legen." Kontaminierte Schiffe müssten voraussichtlich abgewaschen werden.

Da vom Bundesumweltministerium noch immer keine Grenzwerte für gesundheitsgefährdende Strahlungen an Schiffen oder Containern vorliegen, halten sich Behörden und Hafenfirmen jetzt an einen eigenen Standard. "Wir gehen dabei davon aus, dass eine zusätzliche Belastung von einem Tausendstel Sievert pro Jahr akzeptabel ist", sagt Poser. Umgerechnet auf die Arbeitszeiten der Besatzungen, die als Erste davon betroffen wären, dürfe die Strahlung daher nicht höher liegen als ein Million-stel Sievert pro Stunde. "Sollten wir mehr feststellen, schalten wir sofort die Gesundheitsbehörden ein."

So weit jedoch soll es nicht kommen. "Wir gehen davon aus, dass belastete Frachter nicht an unseren Terminals anlegen", sagt Florian Marten, der Sprecher der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Die geplanten Sicherheitsmaßnahmen hatte die HHLA ihrer Belegschaft zuletzt bei einer Betriebsversammlung am Sonntag deutlich gemacht. "Wir erwarten", so Marten, "dass die 'MOL Majesty' kommende Woche am Terminal Altenwerder normal abgefertigt wird."