Fraunhofer-Institut legt neue Mobilitäts-Studie vor. Künftig gibt es mehr Fahrräder, weniger Pkws

Hamburg. Zwar erweist sich das Fahrrad oft als das schnellere Mittel der Wahl im Stadtverkehr - doch noch beherrscht der Pkw die Straßen. Staus, Lärm und bei freier Bahn dahinrasende Fahrzeuge - das ist auch in Hamburg das alltägliche Bild. Es könnte sich bald radikal ändern. Das sagen jedenfalls Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung, das noch bis zum 8. April Ergebnisse einer Verkehrsstudie auf der Hannover Messe zeigt, in die langjährige Datenreihen, Trends und Prognosen daraus eingeflossen sind.

Die Städte der Zukunft sind den Fraunhofer Wissenschaftlern zufolge "grün, lebenswert, fußgänger- und radfahrerfreundlich", wie sie in einer Kurzinfo zu ihrer Studie versprechen. Es gibt in dem Fraunhofer-Szenario dann nur noch 250 Autos pro 1000 Einwohner in Metropolen wie Hamburg - etwa die Hälfte von heute. Grund sei ein deutlicher "Trendbruch" - weg von stetig wachsenden Verkehrszahlen.

Mehrere Faktoren führten dazu. Zum einen würden allein die Energiekosten bis 2025 gewaltig steigen - wie jetzt schon bei den aktuell hohen Benzinpreisen zu sehen ist. Andererseits würde sich ein technologischer Wandel hin zu regenerativen Energien ergeben. Auf den Straßen der Zukunft, so heißt es in der Studie, rollen dann Elektroautos, Wasserstoff-Fahrzeuge und Hybrid-Pkws. Das Verhältnis der Menschen zum Automobil werde sich zudem stark verändern. "Das Auto als Statussymbol hat ausgedient", glauben die Wissenschaftler schon heute als Trend bei jungen Leuten zu erkennen. Daher werde es in den nächsten Jahren mehr und mehr flexible Kombinationen unterschiedlicher Verkehrssysteme geben. Autos würden dann pragmatisch genutzt, etwa als Carsharing-Modelle oder auch in Kombinationen aus Verleihstationen für Autos und Räder. "Einen eigenen Wagen wird nur noch besitzen, wer wohlhabend ist und auf dem Land lebt", sagt Institutsleiter Wolfgang Schade. Und: Es werde europaweit viel mehr Tempolimits geben.

In Städten wird demnach flächendeckendes Tempo 30 die Regel sein - Amsterdam macht das schon sehr bald vor. Dort fördern die Stadtväter sogar den Kauf von Elektroautos. Aber auch in Hamburg deuten sich bereits viele der von dem Institut angekündigten Szenarien an.

Carsharing-Modelle in Verbindung mit dem Hamburger Verkehrsverbund (HVV) gibt es längst. Der Carsharing-Partner des HVV, das Unternehmen cambio, bietet seit einigen Tagen an zwei Stationen in Eimsbüttel und Ottensen Elektrofahrzeuge an, die mit Ökostrom betrieben werden. 3,30 pro Stunde und 20 Cent pro Kilometer kostet die Nutzung. Insgesamt stieg die Kundenzahl des Carsharing-Anbieters in Hamburg vom 1. April 2009 auf 1. April dieses Jahres von 1196 auf 2711 an. Die Zukunft des Stadtverkehrs - sie hat wohl schon begonnen.