Niemand schmeckt die Gefahr. Niemand riecht sie. Niemand sieht sie. Das ist das Unheimliche an verstrahlten Lebensmitteln. Und in Wildfleisch aus Süddeutschland oder in Waldpilzen aus der Alpenregion messen Wissenschaftler auch heute noch hohe Cäsiumwerte - 25 Jahre nach Tschernobyl. Denn das radioaktive Element verliert erst nach rund 30 Jahren die Hälfte seiner Strahlung. So weit die Horrornachricht. Sie soll nicht beschönigt werden. Doch es gibt auch eine Kehrseite.

Der Normalverbraucher, der nicht auf die Idee kommt, regelmäßig knapp zwei Kilo Wildpilze aus belasteten Regionen auf einen Schlag zu verschlingen und im denkbar ungünstigsten Fall mit einer solch üppigen Mahlzeit die Strahlung eines Röntgenbildes der Lunge abbekäme, muss sich nicht unnötig in Panik versetzen. Wer jetzt aus Angst vor Fukushima keinen grünen Tee trinkt oder Lebensmittel aus Asien komplett meidet, mag ein verstörtes Gewissen beruhigen, einen sachlichen Grund gibt es dafür nicht.

Bisher ist nur Ware auf dem Markt, die aus der Zeit vor der Katastrophe stammt. Und den international eingeleiteten Strahlenkontrollen der Container aus Japan muss man nicht gleich misstrauen. Wie hysterisch deutsche Mitbürger auf die Japan-Katastrophe reagieren, belegen ausverkaufte Geigerzähler und Anfragen bei Behörden, ob man Jodtabletten schlucken soll. Gefährlich sind bei uns, 9000 Kilometer entfernt von Fukushima, nur die Nebenwirkungen der Tabletten, wenn man sie schluckt. So gefährlich wie unbegründete Angst, die man sich ständig einredet.