Die Schau zeigt private Gegenstände der bekannten Prostituierten. Ziel ist es, den Menschen hinter der öffentlichen Figur zu zeigen.

Hamburg. Domenica Niehoff war Deutschlands bekannteste Prostituierte. Ihr flogen die Herzen von vielen Künstlern zu, nach ihrem Tod im Februar 2009 zog eine große Trauergesellschaft durch die Herbertstraße. Ab 1. April gibt das St.-Pauli-Museum in einer Sonderausstellung einen Rückblick unter den Titel "Domenica - ein Leben, das nicht reichte".

St.-Pauli-Fotograf Günter Zint sagt: "Wir präsentieren einen echten Schatz." Er meint den Nachlass, den das wissenschaftliche Team des Museums aufarbeitete. Das Museum zeigt daraus Briefe, Fotos, Erinnerungen und auch Alltagsgegenstände. Unter anderem die Korsettage, mit der Domenica ihre Taille formte, und weitere Arbeitskleidung. Ziel der Schau ist es, durch die privaten Dokumente den Menschen hinter der öffentlichen Figur sichtbar zu machen.

Domenica war vor allem in den 1970er und 80er Jahren bundesweit bekanntgeworden, als sie sich öffentlich für die Rechte von Prostituierten einzusetzen begann. Sie arbeitete als Hure in München und in Hamburg und betrieb ein eigenes Bordell auf dem Kiez.

Ab Ende 1990 arbeitete Domenica im Auftrag der Hamburger Sozialbehörde in der Straßen- und Sozialarbeit und beriet drogengefährdete und abhängige Frauen und Mädchen. 1991 war sie Mitbegründerin des Prostituierten-Hilfsprojekts „Ragazza“ im Hamburger Szene-Stadtteil St. Georg, wo sie bis 1997 aktiv war. Im Anschluss betrieb sie bis 2000 eine kleine Kneipe am Hamburger Fischmarkt.

Erstmals zu sehen ist auch eine Domenica-Zeichnung von Tomi Ungerer. "Zu Lebzeiten wollte Domenica nicht das Bild zeigen", kommentiert Günter Zint im Ungerer-Persiflage-Stil, "aber Tomi sagte, er habe nun Kontakt aufgenommen und ihr Einverständnis." Das Museum liegt an der Davidstraße 17: Geöffnet: Dienstag bis Donnerstag 11 bis 21 Uhr, Freitag/Sonnabend 11 bis 23, Sonntag 11 bis 20 Uhr.