Im Herbst will Hans-Peter Jansen das Studio an der Bernstorffstraße wieder eröffnen. Der Betreiber ließ schon das Fama in Lurup aufleben.

Hamburg. Alle reden vom Aus für das Streit's im Speziellen und vom Kinosterben im Allgemeinen. Nur Hans-Peter Jansen, 63, bleibt ganz ruhig. Wozu reden, wenn man etwas tun kann? Einem anderen totgeglaubten Lichtspielhaus neues Leben einhauchen, zum Beispiel. Im Herbst will Jansen das Studio an der Bernstorffstraße wieder eröffnen. Drei Jahre, nachdem in dem kleinen Schmuckstück zwischen Schanze und Kiez der letzte Film lief.

"Das Studio stammt aus den 20er-Jahren, es steckt voll Geschichte", sagt Jansen. "Und es hat eine Bedeutung für die ganze Ecke." Früher, in den 80er-Jahren, da war die Ecke Bernstorffstraße/Thadenstraße eine richtige Szenegegend, das Kino trug seinen Teil dazu bei. Nach Jansens Vorstellung könnte das bald wieder so sein, und mit Ecken kennt er sich aus.

Jansen betreibt in Hamburg und Schleswig-Holstein bereits sechs Kinos, Stadtteilkinos. Das Elbe in Osdorf, die Koralle in Volksdorf, das Blankeneser Kino, das Cinema Paradiso im Kleinen Theater in Bargteheide und das Astra-Filmtheater in Plön. Zuletzt ließ Jansen 2008 das Fama in Lurup wieder aufleben. Und jetzt das Studio.

Letzteres allerdings war eine schwere Geburt. Gerade hatte das Studio mithilfe eines Betreibers aus Hannover den Insolvenzverwalter überlebt, der das Kino nach der Pleite der Ufa 2002 für zwei Jahre schließen ließ, da standen die Abrissbagger vor der Tür. Der Hamburger Investor Torsten Hamm hatte das Grundstück gekauft, um dort Eigentumswohnungen zu bauen. Der hartnäckige Protest von Anwohnern und Bezirkspolitikern der GAL und der Linken zeigte jedoch Wirkung: Der Bezirk verhängte die Auflage, das Kino zu erhalten.

Freiwillig hätte er das nicht gemacht, sagt Hamm, "die Miete für so ein Kino ist ja alles andere als kostendeckend". Mittlerweile habe sich der Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft Anze 97 aber nicht nur mit dem Kino abgefunden, er habe sogar "Lust drauf". Schließlich, so gesteht Hamm, war er doch als 16-Jähriger selbst öfter dort. "Ist ja auch echt kuschelig", sagt er. Also investiert Hamm in den Umbau, in Brandschutz und Technik. Und hofft, dass die Umgebung das Filmtheater annimmt. Mit Jansen als Mieter sei er da aber ganz zuversichtlich.

"Im vergangenen Jahr waren die Besucherzahlen zwar rückläufig, aber meine Kinos schreiben immer noch schwarze Zahlen", sagt Jansen. Und das Fama laufe zumindest kostendeckend, das reiche. Ihm gehe es um Kultur und um die Region, nicht um Reichtümer. Ein Kinomann wie Jansen kann nicht verstehen, dass große Kinobetreiber nicht gewillt sind, ein, zwei Sorgenkinder mitzutragen - und plötzlich redet Jansen doch über das Streit's.

Zurück zum Studio. Hier wird erst mal vieles neu, schließlich befindet sich das halbe Gebäude noch im Rohbau. Der große Saal, 1928 erbaut, steht noch, der kleine, einst der Balkon des Hauses, nimmt wieder Formen an. Das Foyer wird größer, der große Saal mit 169 Sitzen rot, der kleine mit 80 Plätzen blau, über die Einrichtung macht sich Jansen noch Gedanken. Im September soll alles stehen, auch das Filmkonzept. Da steht bisher nur eines fest: Jansen spielt nur, was ihm selbst gefällt.