Aluhütte auf Finkenwerder benötigt so viel wie ganz Lübeck

Finkenwerder. In Ole und Gunnar brodelt es. Immer wieder entstehen feurige Blasen, ähnlich einer Lava-Masse. Die beiden Öfen bei Trimet Aluminium wurden 2007 nach der Wiedereröffnung des Werks auf Finkenwerder nach dem damaligen Bürgermeister Ole vom Beust und dem Wirtschaftssenator Gunnar Uldall benannt. Denn ohne den Einsatz der Politik wäre die Hütte nicht zu retten gewesen. Heute ist Trimet Hamburgs größter Stromverbraucher. 1,9 Terawattstunden - und damit in etwa die gleiche Menge wie die Stadt Lübeck - verbraucht das Werk jedes Jahr.

"Aluminium wird aus Aluminiumoxid gewonnen, wobei der Sauerstoff abgespalten wird", sagt Werksleiter Jörg Prepeneit. Und das lasse sich nur durch eine Elektrolyse, also das Zusammenspiel eines Plus- und eines Minuspols, in einem 1000 Grad heißen Wasserbad bewerkstelligen. Der eine Pol zieht das Aluminium an, der andere stößt es ab. 300 Mitarbeiter sind in dem Werk beschäftigt. Weitere rund 700 in der Nachbarschaft bei Norsk Hydro. Trimet stellen das Aluminium her, Norsk Hydro verarbeitet es zu Gieß- oder Walzdraht und Blechen.

220 Megawatt Kraftwerksleistung braucht die Aluhütte rund um die Uhr, damit die 270 Öfen arbeiten können. Der Bedarf entspricht rund einem Drittel des derzeit im Bau befindlichen Kohlekraftwerks Moorburg. Dennoch widerspricht Prepeneit den Vorwurf, Aluminium sei nicht umweltverträglich. "Bei der Anwendung der Produkte wird viel Energie gespart." So würde etwa ein hoher Aluminiumanteil im Automotor den Spritverbrauch um einen Liter pro 100 Kilometer drosseln. Auch bei der Errichtung neuer Überlandleitungen für den Transport von Windstrom sei Aluminium der ideale Werkstoff, denn es leitet den Strom doppelt so gut durch wie Kupfer.

Ende 2005 war das Werk für fast zwei Jahre geschlossen worden. Den damaligen Betreibern Norsk Hydro, Alcoa und Amag war der Strompreis in Deutschland zu hoch. Hütten im Mittleren Osten und in Bulgarien rechnen sich besser. 100 Millionen Euro Stromkosten hat der neue Betreiber Trimet auf Finkenwerder pro Jahr. Allein 25 Millionen entfallen auf CO2-Zertifikate, die in der EU vorgeschrieben sind. Ein Zertifikat berechtigt zum Ausstoß einer Tonne des Klimakillers bei der Produktion. "Außerhalb der EU gibt es diese Zertifikate nicht. Die Betriebe dort haben einen Kostenvorteil", sagt Prepeneit. Auch in Europa gibt es Länder mit anderen Regelungen. So wird Frankreichs Industrie mit einem günstigeren Industriestrompreis entlastet. Auch Spanien und Italien haben Wege gefunden, ihre Hütten zu schützen, ohne sich dem Vorwurf der Subvention aussetzen zu müssen. "Nur in Deutschland gibt es das nicht", sagt Prepeneit, der hofft, dass die Hütte noch lange läuft. Schließlich hat er dort sein Berufsleben vor 23 Jahren gestartet.