Lamentieren genügt nicht - man muss schützen, was man schätzt

Eine weitere Hamburger Institution stirbt einen Tod auf Raten. Das Streit's, das traditionsreichste und vielleicht schönste Kino der Stadt, muss 2013 seine Pforten schließen. Nicht nur für Cineasten ist der Abspann am Jungfernstieg eine bittere Nachricht - und doch ist dieses Ende vermutlich nicht zu ändern. Längst kann ein Kino in einer Spitzenlage offenbar nicht mehr die Renditen erwirtschaften, die für ein Überleben nötig sind. Vermieter und Betreiber handeln - so traurig es ist - rational.

Auch wir Kinogänger beziehungsweise Ex-Kinogänger sind für das nahende Ende der Lichtspiele im Streit's-Haus mitverantwortlich. Wer seine Filme am liebsten (illegal) aus dem Internet herunterlädt oder als Stubenhocker zu Hause auf DVD genießt, darf sich über das Ende des Streit's nicht empören. Wir alle leisten so Sterbehilfe am Kulturgut Kino.

Es ist wie beim traditionsreichen Musikgeschäft, dem kleinen Buchladen um die Ecke oder dem Fleischer in der Nachbarschaft - sie alle sind vom Wohlwollen ihrer Kunden abhängig. Leider merkt man das oft erst dann, wenn es zu spät ist.

Zumindest will der Betreiber CineStar nun nach einer neuen Heimat für Filme im Original suchen. Hoffentlich bekommt diese Fortsetzung die Hilfe der Politik und die Unterstützung der Cineasten. Manchmal leben Totgesagte ja länger.