Andreas Hölzel, 50, ist Verkehrsexperte beim Automobilklub ADAC

1. Hamburger Abendblatt:

Herr Hölzel, der Mineralölkonzern Shell bietet seinen Kunden eine Versicherung gegen Schäden an den Fahrzeugen an, die durch den neuen Biosprit E10 entstehen könnten. Ist dies sinnvoll?

Andreas Hölzel:

Möglicherweise war der Gedanke, der hinter der Versicherung steckt, gut gemeint. Denn diese zusätzliche Absicherung könnte die Furcht der Autofahrer vor E10 reduzieren. Aber so, wie es die Shell jetzt plant, ist die Versicherung eher eine Marketingmaßnahme zum Nutzen des Mineralölkonzerns. Sie hat nur 18 Monate Laufzeit. Doch bislang weiß noch niemand, innerhalb welchen Zeitraums möglicherweise Schäden durch das Superbenzin mit bis zu zehn Prozent Ethanolanteil entstehen können.

2. Aber ist ein wenig Schutz nicht besser als gar keiner?

Hölzel:

Abgesichert ist der Kunde inzwischen auch durch die Erklärung der deutschen Autohersteller, die eine Garantie für jedes Fahrzeug geben, das sie für E10-tauglich halten. Bei Shell kommt noch als Minuspunkt hinzu, dass der Kunde nach dieser Police 80 Prozent seines Spritverbrauchs bei dem Mineralölkonzern abdecken muss. Wir raten unseren Mitgliedern aber, dort zu tanken, wo der Preis am niedrigsten ist.

3. Reicht es, wenn die deutschen Autohersteller für ihre Modelle geradestehen, oder müssten nicht auch die ausländischen Importeure eine Garantie bei E10-Schäden geben?

Hölzel:

Vereinzelt wurde dies bereits getan, zum Beispiel von Mazda. Es wäre sinnvoll, wenn alle Hersteller den Kunden garantieren würden, dass sie E10 getrost tanken können.

4. Was unternimmt der ADAC gegen die willkürlich erscheinende Preispolitik an Tankstellen?

Hölzel:

Vorab: Der gesamte Einführungsprozess von E10 an den Tankstelen ist schiefgelaufen. Nun stehen wir an immer mehr Stationen vor der Wahl, E10 zu tanken oder auf die bis zu 20 Cent teureren Spezialsorten auszuweichen. Denn Super Plus und das bisherigen Super 5 sind mangels Vertrauen der Autofahrer in die neue Sorte oft ausverkauft. So darf es nicht weitergehen. Die Konzerne müssen an jeder Station eine Schutzsorte für Fahrzeuge anbieten, die den neuen Sprit nicht vertragen. Der Preis dafür sollte aber höchstens zwei oder drei Cent über dem von E10 liegen. Wir als ADAC wollen aus Gründen des Umweltschutzes, dass sich die neue Benzinsorte durchsetzt.

5. Warum kritisieren Umweltschützer, dass E10 die Umwelt mehr belastet als schont?

Hölzel:

Das müssen Sie die Kritiker fragen. Aber wir vertrauen darauf, dass die Bundesregierung die Öko-Bilanz von E10 überprüfen und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen wird.